: Unterm Strich
Na bitte, er spricht doch. Rolf Hochhuth, dessen Ilse-Holzapfel-Stiftung Eigentümerin der Theaterimmobilie am Schiffbauerdamm ist, hat sich exklusiv, wie es heißt, in der Berliner Morgenpost zur Krise am Berliner Ensemble nach dem Rücktritt Martin Wuttkes geäußert.
Hochhuth bedauerte den Rücktritt Wuttkes und machte sich umgehend an die Ursachenforschung sowie die Personalplanung. Unverständnis zeigte er für die Beurlaubung von Peter Palitzsch, „einen der letzten ganz bedeutenden Brechtschüler“. Niemand sonst am Theater sei so sehr legitimiert, mit den Brecht-Erben den 100. Geburtstag Brechts 1998 zu begehen. „Das war expressiv verbis der Auftrag Heiner Müllers an Palitzsch: das Brecht-Jahr zu einem wirklichen Gedenkjahr zu machen.“
Rolf Hochhuth, schwer besorgt um die Festzeremonien und das Andenken an den Stückeschreiber, gibt folgende Regieanweisungen: „Man soll Palitzsch zurückholen aus Paris, wo er jetzt ist, und ihn erneut beauftragen, mit Familie Schall das Zentenarium vorzubereiten. Der Senator sollte überhaupt die Mitdirektoren Marquardt und Palitzsch in die Leitung zurückrufen und an sie appellieren, mindestens bis zum Ende des Festjahres die BE-Leitung zu übernehmen: am besten gemeinsam mit dem um Brecht meistverdienten aller Intendanten, mit Manfred Wekwerth.“
So ganz reibunglos, wie der Geschäftsführer des Berliner Ensembles, Peter Sauerbaum, es gegenüber der taz verkündet hatte, scheint es am BE ohnehin nicht weiterzugehen.
Oder wie soll man die Verschiebung der ursprünglich für den 22. Dezember geplanten Premiere des Monsieur Verdoux in der Regie von Werner Schroeter verstehen? Als neuer Termin ist nun der 30. Dezember vorgesehen.
Alle reden von Einsparungen an der Kultur, der Bundespräsident warnt davor. Die Kürzungen in den öffentlichen Haushalten beträfen in „überproportionaler Weise“ Kunst und Kultur. Das sagte Roman Herzog bei einem Konzert junger Künstler in seinem Berliner Schloß Bellevue.
Auch noch eine gute Nachricht für die Hauptstadt: Elf Kulturprojekte werden von der Europäischen Union gefördert, darunter internationale Theaterworkshops der Humboldt-Universität.
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