: Konkursverwalter ohne Geld für Vulkan
■ Wenn Senat heute nicht 42 Millionen Mark für Schiffsbau verbürgt, ist in Vegesack alles aus
Die Vulkan-Werft steht vor dem endgültigen Aus. Konkursverwalter Jobst Wellensiek ist das Geld ausgegangen, um aus der Konkursmasse die Produktion der beiden vorerst letzten Containerschiffe (Nr. 110 und 111) weiterzufinanzieren. Die „Massearmut“ sei eingetreten, weil Reeder Costa die Kaufentscheidung für den Rumpf des Kreuzfahrtschiffes Costa 2 erst im Januar 1997 treffen werde, heißt es in einem Brief Wellensieks ans Bremer Konkursgericht, der auf heute (11.12.) datiert ist. Das Anschlußkonkursverfahren könne allerdings weiterbetrieben werden, schreibt Wellensiek.
Die Voraussetzung, daß in Vegesack nicht sofort die Lichter ausgehen, nennt Wellensiek in einem anderen Brief an den lenkungsausschuß des Bremer Senats: Bremen muß mit einer Bürgschaft eine Bauzeitfinanzieruung von 42 Millionen Mark für Schiff Nummer 110 absichern. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau habe sich bereit erklärt, in diesem Falle ein Massedarlehen zu vergeben. Die „EU-Problematik“ werde dadurch entschärft, schreibt Wellensiek, daß „im negativen Falle diese Bürgschaft als Schließungsbeihilfe anerkannt würde“. Die Gefahr einer Kostenerhöhung stehe in keinem Verhältnis zu dem Schaden, wenn das Konkursverfahren jetzt zusammenbräche. 43 Millionen für Schiff 110 und 11 Millionen für 111 wären in den Sand gesetzt, hinzu kämen erhebliche Kosten, um alle 2.000 Vulkanesen in die Beschäftigungsgesellschaft Mypegasus zu übernehmen.
Wellensiek läßt jedoch erhebliche Zweifel aufkommen, ob das zweite Schiff gebaut werden kann: Die gebotenen Kaufpreise von 57,5 Millionen Mark seien zu gering, so Wellensiek. Auf diesen Preis haben sich nach langen Verhandlungen Werft und die Münchener Conti-Reederei geeinigt. Conti hat einen Charterer für die beiden Schiffe gefunden, die Finanzierung sichergestellt und eine Anzahlung von 30 Prozent des Kaufpreises angekündigt. Doch der von Wellensiek und offenbar auch vom Bremer Senat verfolgte Plan, zur Schadensbegrenzung nur ein Schiff fertigbauen zu lassen, schmeckt den Münch-nern gar nicht. Der Chartervertrag gehe über zwei Schiffe oder über keines, hieß es.
Selbst wenn heute im Wirtschaftskabinett des Senats eine Lösung zum Weiterbetrieb auf dem Vulkan gefunden wird, sind die langfristigen Perspektiven der Werft düster. Die Unternehmensberater von McKinsey bescheinigten dem Vulkan in ihrem Zwischenbericht zwar große Fortschritte bei der Produktivität, dennoch bleibt bei den Kosten ein großer Abstand von 28 Prozent zur Weltspitze.
Experten halten es jedoch für möglich, daß ein Anstieg des Dollarkurses den Vulkan entlasten könnte. Grundsätzlich müsse aber befürchtet werden, daß auch in Zukunft Verluste erwirtschaftet werden. Eine Schließungsentscheidung könne aufgrund der Daten von McKinsey noch nicht getroffen werden.
Auch der Marineschiffbau ist nicht auf der sicheren Seite. Es müsse jetzt eine Entscheidung getroffen werden, an wen der Marineschiffbau gegeben wird – sonst fliegt der Vulkan ganz aus dem Konsortium für den jüngsten Fregattenauftrag. In Frage kommt laut Konkursverwalter Jobst Wellensiek nur die Lürssen-Werft, einen anderen Partner würden die anderen beteiligten Werften nicht in der Arbeitsgemeinschaft akzeptieren.
jof
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