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Hühnergackern aus Blech

■ Die „Fun Horns“ amüsierten auch im halb gefüllten KITO

Der Name ist Programm. Denn was Volker Schlott (Altsax und Sopran), Thomas Klemm (Tenorsax und Flöte), Jörg Huke (Posaune) und Rainer Brennecke (Trompete und Flügelhorn) ihren Instrumenten an Klängen entlocken, bereitet allerdings ausgesprochenes Vergnügen. Ihr Material schöpfen sie aus vielerlei Quellen, vom Volkslied über Marschmusik, Klassik bis zu Blues und Freejazz. Daraus basteln die vier Spaßhörner eine Kollektion wunderschöner Klangperlen, in denen die diversen Stilelemente aufleuchten, manchmal in sachten Übergängen, manchmal in abrupten Brechungen.

Dabei nutzen sie das ganze Spektrum der klanglichen Möglichkeiten ihrer Instrumente aus – vom perkussiven Einsatz der Saxophonklappen über Schlürf- und Schnalzlaute bis zum Tierstimmenchor eines imaginären Bauernhofs mit Hühnergegacker, Rindermuhen und Hundegebell. Aber im Vordergrund steht der kompakte Kollektivklang, bei dem die Fun Horns einen ungeheuer weichen und dichten Sound erreichen.

Die Stücke enthalten immer wieder emphatische Steigerungen, ab und zu von geradezu hymnischem Charakter. Einige der Kompositionen entwickeln einen bolero-artigen Sog, der die ZuhörerIn unmittelbar in den Bann zieht. So beispielsweise der „Permanento“ betitelte erste Satz der Suite for F-Horns: Die beiden Saxophone repetierten ständig eine kurze Figur, ließen sie in Bögen anschwellen, während Posaune und Trompete sich ebenfalls steigernde quasi-klassische Schönklang-Phrasen darüberlegten, bis das Ganze in einem quietschenden Diskant endete.

Neben dem ausgezeichneten Zusammenspiel der vier Musiker, ihrem Ideenreichtum und ihrem hohen technischen Niveau trug auch das unprätentiöse humorvolle Auftreten zur gelösten, launigen Stimmung bei, die der Auftritt der Fun Horns verbreitete. So respektlos und souverän, wie sie sich verschiedenster Stile bedienen, so selbstironisch präsentieren sie sich. Ein großartiger Auftritt, der mehr als die knapp fünfzig ZuhörerInnen verdient hätte, die am Mittwoch ins KITO gekommen waren. Arnaud

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