Vulkans Restlaufzeit mehrfach bedroht

■ Costa-Reederei verkauft / Wer finanziert letztes Containerschiff? / Wer kauft Costa 2?

ie Costa-Reederei ist verkauft worden. Der amerikanische Kreuzfahrt-Gigant Carnival und der britsche Reiseveranstalter Air Tours haben 51 Prozent an der Genueser Firma übernommen. Nach dem 450-Millionen-Mark-Geschäft ist es völlig offen, ob Costa Crociere noch die Hülle des Luxusliners Costa Olympia kaufen möchte, die seit Wochen am Pier der Vulkan-Werft in Vegesack liegt. Damit ist die Finanzierung des letzten Containerschiffs beim Vulkan unklarer denn je.

Mit dem Erlös für den Rumpf wollte Konkursverwalter Jobst Wellensiek das letzte Schiff des Vulkan (Baunummer 110) zum Teil bezahlen. Die Vulkan-Belegschaft will den Frachter auf jeden Fall bauen, und die Conti-Reederei wolle nach wie vor auf jeden Fall zwei Schiffe, so ein Insider. Ein Kaufvertrag werde nur für beide Schiffe unterzeichnet.

Heute früh wird das Wirtschaftskabinett des Senats beraten, ob das Land Bremen eine Finanzierung bereitstellt. Später tagen die Bürgschaftsausschüsse.

Eine Entscheidung war zumindest gestern abend nach Aussage von Senatssprecher Klaus Sondergeld völlig offen. Allerdings würden im Finanzressort Vorlagen für eine Bürgschaftserklärung des Senats für den Frachter 111 vorbereitet, hieß in Werftkreisen. Eine Bürgschaft über 42 Millionen Mark für das Schiff mit der Nummer 110 war in der Bürgerschaft unter der Bedingung zugesagt worden, daß es einen Kaufvertrag gibt.

Dem Vulkan droht damit das sofortige Aus. Für den Fall, daß der Bau des zweiten Containerfrachters nicht bis Weihnachten gesichert ist, hatten die Vulkanesen angekündigt, die Arbeit auch am ersten Schiff einstellen zu wollen.

Offenbar waren die seit Wochen geführten Verhandlungen zwischen Costa Crociere und der Carnival Corp. aus Miami, der die weltgrößte Kreuzfahrt-Reederei Carnival Cruises gehört, der Grund dafür, daß der Costa-Aufsichtsrat eine Entscheidung über den Kauf des Rumpfes auf Januar vertagt hatte. Damit wurde dem Vulkan-Konkursverfahren die Liquidität entzogen .

Weder Wellensiek noch Kenner der Kreuzfahrt-Branche können schon die Auswirkungen der Übernahme auf den Vulkan einschätzen. Einerseits hat Costa nun seine Finanzprobleme gelöst. Ein mehrere hundert Millionen Mark teurer Weiterbau der Costa 2 wäre damit leichter zu finanzieren. Mit dem Riesen Carnival im Rücken ließen sich bei den Werften auch bessere Konditionen für den Weiterbau des Schiffes heraushandeln.

Wellensiek kennt jedoch auch die Risiken: „Ich weiß nicht, ob die Partner jetzt nicht eine andere Politik fahren“, so der Anwalt zur taz. Fraglich sei auch, ob die neuen Eigentümer schon im Januar eine Entscheidung über Costa 2 treffen. Costa jedenfalls wolle das Schiff immer noch. Es gebe auch andere Interessenten, diese hätten aber nicht das nötige Geld in der Hinterhand.

Branchenkenner berichten, daß die Familie Costa sich sehr schwer getan habe, die Mehrheit an ihrer Reederei zu verkaufen. Doch die Amerikaner hätten die 51 Prozent zur Bedingung gemacht. Carnival war schon länger auf der Suche nach Partnern in Europa. Auch Costa habe seit Monaten nach finanzstarken Partnern Ausschau gehalten, weil man sich mit dem Bau neuer Riesenschiffe wie der Costa Victoria offenbar überhoben habe.

Daß Carnival möglicherweise selber Interesse an dem Costa 2-Rumpf haben könnte, ist unwahrscheinlich. Erstens besitzen sie bereits elf Schiffe, und der Markt in der Karibik gilt als „dicht“. Außerdem sei das Zwei-Sterne-Konzept der Reederei nicht kompatibel mit dem luxuriöseren Ansatz der Costa-Gruppe. jof