■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Ihro Werder-Dünnhäutigkeiten
Drei Kreuze, die Bundesliga macht Pause, wir müssen uns nicht mehr das gnadenlose Gegurke des örtlichen Bundesligavereins angucken – und unsereins läuft nicht Gefahr, mit kritischen Bemerkungen bei den Werder-Oberen in Ungnade zu fallen. Das geht Ruck-Zuck. Ein wahres Wort, und schon belieben ihro grün-weiße Majestäten, dünnhäutig zu sein. Drei Opfer:
Der Grünen-Abgeordnete Dieter Mützelburg stieg nach einem der letzten schrecklichen Heimspiele die Tribünentreppe hinunter und analysierte trefflich, daß der Millionen-Einkauf Flo dabei wäre, sich zu einem weiteren Millionen-Flop zu entwickeln. Welch ein Aufruhr, der dann folgte. Hinter ihm spazierten nämlich die Werder-Spitzen Fischer und Böhmert. Und Klaus-Dieter Fischer schnarrte den verdutzten Mützelburg sofort an: Gerade er als verantwortlicher Politiker dürfe nicht so in aller Öffentlichkeit reden undsoweiter. und Böhmert kläffte sofort hinterher. Die Herren liebens eben gerne harmonisch.
Theater-Intendant Klaus Pierwoß hatte auf Anfrage der Bild-Zeitung erklärt, die Mannschaft hätte kein erkennbares System, spiele ohne Überraschungsmoment und derlei Richtigkeiten mehr. Pierwoß traf der Zorn dann mittelbar. Beim allfreitäglichen Kick des Theaters gegen das Werder-Präsidium flippte wiederum Fischer aus. Pierwoß war – sein Glück – nicht da.
Der Psychlologie-Professor Fritz Stemme hat vor langer Zeit mal die Fußball-Nationalmannschaft beraten. Nun wollte die taz von ihm wissen, wie er denn die Lage des SV Werder beurteilt. Keine Antwort. Warum? Vor Jahren habe er mal bei einem Streitfall zwischen Werder und dem 1.FC Köln Partei für Köln ergriffen. Da habe ihn der majestätische Zorn des Werder-Präsidiums getroffen. „Sie können sich nicht vorstellen, wie die mich schlechtgemacht haben.“ Seitdem meidet er das Weserstadion. „Zu diesem Verein sage ich nichts mehr.“ Ihro Majestäten pflegen sich ihre Höflinge zu erziehen, befürchtet Ihre Rosi Roland
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