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Gen-Mais boykottieren

■ betr.: „Ciba riskiert Boykott“, taz vom 19.12. 96

Nach Kanada und Japan ist es nun auch in Europa möglich, den Zaubermais anzupflanzen. Er verträgt das Unkrautvertilgungsmittel „Basta“, erzeugt selbständig Insektengift und enthält eine Resistenz gegen das Antibiotikum „Ampicillin“. Dank sei dem Fortschritt und dem Ciba-Konzern. Denn es ist wieder ein gewichtiger Stein aus dem Weg gerollt: das gesunde Mißtrauen der Bevölkerung gegenüber einer unerklärlichen Forschungspolitik. „Wer wird denn vor so kleinen Genen Angst haben?“ Wissenschaftler reden von Restrisiken – Politiker aber von ganz anderen Dingen.

Jürgen Rüttgers' Ziel ist es, die Bundesrepublik in Europa zum „Biotechnologieland Nr. 1“ zu machen. Die Akzeptanz steige un dder Schutz von Mensch und Umwelt sei bei der Gentechnik uneingeschränkt gewährleistet, Gentechnik sei keine Risikotechnik, tönt es bei Gesundheitsminister Horst Seehofer. Beim Rinderwachstumshormon (rBST) hat durch den Volkswillen die EU ein Moratorium bis zum Jahr 2000 beschlossen. Um die Auswirkungen auf die Tiergesundheit genauer zu untersuchen. Aber Mais (oder Soja, Baumwolle ...) ist ja nur eine Pflanze. Geringeres Risiko? Oder nur weniger öffentliche Aufmerksamkeit? Selbst Wissenschaftler warnen. Die Übertragung von Genen einer Gattung zur anderen muß ein Tabu bleiben. Züchtungsfortschritt landwirtschaftlicher Nutzpflanzen läßt sich auch mit konservativen Methoden erzielen, wie die Vergangenheit zeigt.

Nach 25jähriger Erfahrung mit chemotechnischer Landwirtschaft gebietet mir der Respekt vor der Natur, nein zu dieser „Grünen Gentechnik“ zu sagen.

Sie ist langfristig ökologisch und ökonomisch unberechenbar! Wir reden nicht offen über alle Risiken und Nebenwirkungen. Diese sind nicht technologischer Art! Wieviel Wettbewerbsvorteil brauchen wir denn noch, um festzustellen: Menschen müssen hungern, weil wir (in Europa) zuviel Lebensmittel produzieren. Es liegt nicht im Interesse von Landwirten, durch Gentechnik mehr und einfacher zu produzieren. Es ist das Interesse von Verarbeitung und Handel, ihre Rohstoffe billiger einzukaufen. Nur kann billig auf Dauer vielleicht teurer werden. Für uns alle.

Im Einkaufsverhalten liegt die Macht der VerbraucherInnen. Wer es will, kann Lebensmittel, die gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe aufweisen, boykottieren. Was gut ist, wird sich dann auf dem Markt behaupten. Wir müssen doch schließlich nicht jede Mode mitmachen. Sprechen wir darüber! Christoph Hallmann-Böhm, Braunschweig

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