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: Willkommen im Spam-Club!

Der Wahnsinn hat Methode und auch einen Namen: Spam! Der Begriff stammt, wie sollte es anders sein, aus dem Englischen und ist ein Kunstwort, eine Kurzform für spiced ham, Markenzeichen für Schinken in Dosen und Synonym für Junk food jeglicher Art. Und genau das ist es, was den Web-Traffic bis zur Weißglut erhitzt und die elektronischen Briefkästen verstopft – Junk food.

Wer kennt sie nicht, die berühmten Massen-Mails von mehr oder weniger wohlmeinenden Absendern, die vor einem per E-Mail verbreiteten Virus namens Good Times warnen. Schon beim Laden der Virus-Mail, so heißt es, wird unverzüglich die Festplatte gelöscht, zumindest aber wird der Monitor implodieren und dich dabei ernsthaft verletzen und dir den Anzug versauen.

Wenn es weiter nichts ist! Spam sind aber auch die versteckten Web-Kameras. Sie beobachten Damentoiletten, Seminarräume in Universitäten und Aquarien, in denen Piranhas schwimmen. Der Begriff „Web“ bedeutet nicht nur „Netz“, sondern auch „Schwimmhaut“ – nützlich für den Schrecken vom Amazonas und Ganzkörperkondom zum Schutz des Surfers vor gefräßigen Fischen und Viren aus guten Zeiten! Auch das Modem

ist nicht mehr das, was es früher einmal war. Schon die Bedeutung des Begriffs – wie „Spam“ ein Kunstwort – hat sich geändert. Aus dem nüchternen „Modulator/Demodulator“ ist ein gehässiger „Molestierer/Demolierer“ geworden.

Oder habe ich wieder mal was verpaßt und sehe die Dinge völlig falsch? Ist „Spam“ Ausdruck einer neuen Jugendkultur in England und den USA, die ihre Spielwiese im Internet gefunden hat, wo alles erlaubt ist – außer, daß irgend etwas irgendeinen Sinn macht? Die Klamauktruppe Monty Python pflegt ihren Spam- Club mit großem Erfolg (www. Pythonline.com/spamclub/ index.htm), und was oberschlaue Computerzeitschriften als „supercoole Websites“ anpreisen, ist nichts weiter als der reinste Spam. Der Engländer Matt Cawley hat ein paar sehenswerte auf seiner Homepage „Weird Shit!“ zusammengestellt (www.foobar.co.uk/ users/macnet/weird/). „Protect your cat from Kitty Porn“, die Hautkrankheit der Woche und das Büro für vermißte Socken. Sogar eine „Church of Spam“ gibt es (www.goodnet.com/~swiggy/), und John Strong hat einen Spam- Schrein ins Netz gestellt, auf dem auch die „Sounds of Spam“ clickable sind (www.research .umbc.edu/~jstron1/spam.html). Damit verglichen ist die Titanic so harmlos wie die Zeitschrift der Barmer Ersatzkasse. Spam eben.