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„Durch guten Ruf angelockt“

■ Theatertage „Input“ beginnen am Donnerstag / Festivalorganisator hat kühne Ideen für besseren Output

Noch – oh, Unke – sind kulturelle Dinge möglich in dieser kleinen Stadt. Nach dem novemberlichen Tanzherbst und dem anschließenden Festival Politik im freien Theater steht jetzt erneut ein theatrales Sonderprogramm auf dem Terminkalender. Es heißt „Input '97“ und geht ab Donnerstag für vier Wochen über die Bühne des Concordia.

Bis Mitte Februar geben sich in der ruhmreichen Spielstätte an der Schwachhauser Heerstraße sieben Ensembles und SolistInnen aus Bremen sowie aus mehreren anderen Städten die Klinke in die Hand. Vier von ihnen sind der Sparte Tanz zuzurechnen und eröffnen das „Input“-Festival. Nach Ratschluß der Organisatoren Carsten Werner vom Jungen Theater und Stephan Pleyn vom Theaterbüro im Kontorhaus bildet das Sprechtheater den zweiten und letzten Schwerpunkt und ist mit drei Produktionen vertreten.

Wie Stephan Pleyn gestern erklärte, konnten die auswärtigen „Input“-KünstlerInnen vor allem durch eine enge Zusammenarbeit mit anderen Veranstaltern verpflichtet werden. Obwohl der Festival-Etat im Vergleich zur „Input“-Premiere im Vorjahr von 6.000 auf 18.000 Mark aus dem Spielstättenfördertopf der Kulturbehörde aufgestockt wurde, sind auch mit diesem Betrag höchstens Schnäppchen zu machen.

Der als Shooting-Star gefeierte kanadische Tänzer José Navas etwa nutzt seinen Auftritt bei den Hamburger „independancedays“ für einen Abstecher nach Bremen. Und andere wie das Ensemble der Kulturetage Oldenburg oder das Ex-Bremer Theater Lubricat hätten sich, so Pleyn weiter, durch den als „tolles Theater“ bekannten Aufführungsort Concordia in die Hansestadt locken lassen. Und der ist den Inputlern vom Hauptmieter, der Theater Bremen GmbH, im Gegensatz zu früheren Veranstaltungen geradezu in einem Ausbund an Entgegenkommen zur Verfügung gestellt worden.

Beim Engagement der BremerInnen galten dagegen andere enge Grenzen. So sollten Theaterleute zum Zuge kommen, die nicht ohnehin schon im Jungen oder im Schnürschuh-Theater einen festen Auftritts- oder Gastspielplatz haben. Also wurden Gitta Barthel und ihre Compagnie Les Passageurs, der Stadttheater-Tänzer Leonardo Cruz und das TAB dazu eingeladen, wie die auswärtigen KollegInnen gegen eine Garantiesumme und ansonsten zum Risiko der Eintrittseinnahmen aufzutreten. Doch wenn man mal eine Sekunde lang nachdenkt, konnte diese Auswahl auch kaum anders ausfallen – denn von einigen SolistInnen und den Ensembles mit festen Spielstätten abgesehen, ist die freie Theaterszene in Bremen frei nach Loriot „übersichtlich“ klein geworden.

Deshalb sieht sich Stephan Pleyn auch zu grundsätzlichen Überlegungen bemächtigt. „Warum“, fragt er rhetorisch, „tun sich Satyricon und Junges Theater nicht einfach mal für ein gemeinsames Projekt zusammen?“ Oder: „Warum wird die Vergabe von Projektfördermitteln nicht an ein Festival wie ,Input' gekoppelt?“ Herrjeh, welcher Teufel reitet den Mann, der solche Fragen stellt? Und das in diesen Zeiten?

Es sind sozusagen politische Überlegungen, die der Pleyn da hegt. Auch wenn sie gering ist, wäre es besser, die öffentliche Projektförderung von 80.000 Mark im vergangenen Jahr direkter an ihre Verwertung zu koppeln oder – auf neudeutsch – in- und output zu verdrahten. Das Compagnie-Les-Passageurs-Stück „Da Zwischen“ sei einzig und allein beim Tanzherbst gezeigt worden und nur dank „input“ jetzt nochmal zu sehen. Statt die Choreographie richtig unter die Leute zu bringen, werde schon jetzt an einem Antrag für ein neues Stück gefeilt.

Pleyns Alternative: Wenigstens ein Teil der Projektförderung sollte für größere Vorhaben aus dem Bereich Schauspiel oder Tanztheater reserviert werden.

Zweitens schlägt Pleyn vor, die Vergabe der Mittel direkt mit der Reservierung einer Spielstätte wie des Concordia und am besten gar durch Kooperationen mit Theatern aus anderen Städten zu verbinden. Damit, so glaubt Pleyn, wäre den KünstlerInnen gedient, und die Kulturdeputierten könnten zumindest via Presseecho viel leichter dazu bewegt werden, ihren Rotstift von der Projektförderung fern zu halten.

Ob er schon mal mit den zuständigen Amtspersonen in der Kulturbehörde darüber gesprochen habe? Nur versuchsweise, denn auf den dortigen Fluren regieren längst die Unken. „Dort hört man nur: ,In diesem Jahr wird es ganz schlimm mit den Kürzungen.'“

Christoph Köster

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