: „Angst vor den Hooligans“
■ Bahrenfelder See: Streß um Bauwagen-Umsiedlung / „Bauis“ wehren sich / Können Altenheim und Wagenburg harmonieren? Von Kai von Appen
Im Prinzip wollen die BewohnerInnen des Bauwagenplatzes am Bahrenfelder See Wort halten: „Wir haben immer gesagt, daß das hier nur eine Übergangslösung ist. Wenn man uns einen vernünftigen anderen Platz bereitstellt, wo wir alle draufpassen, gehen wir“, sagt ihr Sprecher Peter Krumbach.
Doch das vorgesehene Ausweichquartier am Volksparkstadion, über das im Bezirk Altona heute abend debattiert wird, ist für die „Bauis“ keine Alternative. Sie haben Angst vor Randale und Übergriffen rechtsradikaler Holligans.
Für die BauwagenwagenbewohnerInnen ist der Bahrenfelder See zu einer zweiten Heimat geworden. Ausgesucht haben ihn sich aber die wenigsten: „Die letzte Chance, nicht unter der Brücke zu landen“, sagt Michael Gaetke, der vor wenigen Monaten dazugestoßen ist, nachdem er seine Wohnung vorlor. 50 Bauwagen stehen mittlerweile am Bahrenfelder See - Tendenz steigend. Im vorigen Sommer, als die ersten Gefährte vom Ottenser Platz „Toulouse“ umgesiedelt wurden, waren es noch 15 Wagen.
Geht es nach dem Willen des Altonaer Bezirksamts, sollen die BewohnerInnen den von vornherein als Provisorium gedachten Standort nun verlassen und in den Volkspark - neben der Westkurve - umziehen. Dagegen machen die Bauis mit einer Unterschriftensammlung mobil. Neben der Angst vor den Hooligans sind für Sprecher Krumbach auch Platzprobleme ausschlaggebend: „Die müßten 40 bis 50 Bäume absägen, wenn wir da alle drauf sollen.“
Und während es im vergangenen Jahr noch Anwohnerproteste hagelte, werden die Bauis inzwischen von vielen BahrenfelderInnen unterstützt. „Die Leute hier haben nichts mehr gegen uns“, erzählt Krumbach. „Viele haben bereits nach zwei, drei Monaten, nachdem sie uns kennengelernt hatten, ihre Unterschrift zurückgezogen.“
Ein Grund für den vom Bezirk Altona forcierten Standortwechsel: Die Bezirksfürsten können sich offenbar nicht vorstellen, daß es zu einer gedeihlichen Nachbarschaft zwischen den Bauwagen und den BewohnerInnen des Altenheims kommen kann, das zur Zeit am Bahrenfelder See gebaut wird. „Wenn die Büsche im Sommer Blätter haben, sehen die uns nicht einmal“, setzt Gaetke dagegen.
Für ihn liegt die Crux im veralteten Bauwagengesetz, das das Wohnen auf Rädern generell untersagt. Die Bahrenfelder Bauis fordern daher eine Etablierung der rollenden Domizile. Krumbach: „Man sollte jedem Obdachlosen das Geld für einen Bauwagen geben, statt die Leute in teuren Pensionen oder Hotels unterzubringen.“
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