■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Die Anti-Schulte-Gang

Die Abgeordneten der CDU-Fraktion hatten ja in der letzten Woche eine anstrengende Klausur-Sitzung durchzustehen. Zehn volle Stunden zerbrachen sie sich die Köpfe über die Zukunft unseres Städtchens; das ist wohl nicht mal bei der gastlichen Bewirtung im Hotel zur Post ein reines Vergnügen. Doch neben den freudlosen Diskussionen über die neuesten Sparrunden stand auch das wunderbare Thema Bahnhofsvorplatz auf der Tagesordnung: Hier bewegt sich was, der ganze Bahnhofsvorplatz soll ja umgemodelt werden. Hier kann der Wirtschaftssenator Perschau das machen, was er am liebsten tut, nämlich richtig Geld in die Hand nehmen. Außerdem kann Bremen hier zeigen, wie Klasse es zahlungswillige Investoren behandelt, die hier einen Neubau hochziehen wollen, den alle wollen, wegen Aufwertung der Innenstadt und Dienstleistungsme-tropole und so.

Die Ehre, zu diesem Thema Be-richt zu erstatten, hatte eigentlich der als Verkehrs- und Bauexperte be-rühmte Abgeordnete Helmut Pflug-radt. Allerdings wollte der Mann seinen Kollegen wohl aus der Hose vortragen, denn auf den langen Fluren des Bauressorts kann sich kein Beamter erinnern, vorher mal mit Pflugradt über den letzten Stand der Planungen geredet zu haben. Immerhin sind die Leute von Bausenator Schulte, der ja auch CDU ist, gerade dabei, einen Bebauungsplan zu machen für den Neubau schräg gegenüber der Bahnhofshalle, die sind also gut im Film. Pflugradt hat sich aber lieber telefonisch mit Wirtschaftssenator Perschau abgesprochen und da haben die beiden wohl ausgeknobelt, ihrem Partei-Feind Schulte einen einzuschenken. Schließlich redete dann nicht Pflugradt, sondern Perschau über den Bahnhofsvorplatz und darüber, daß die CDU-Fraktion doch das Grundstück kleiner machen will, weil sonst die Autos nicht mehr von Schwachhausen her in den Herdentorsteinweg kommen.

Die Planung für den Neubau und die Bahnhofsgestaltung sei eigentlich prima, soll Perschau gesagt haben, nur die Verkehrsplaner bewegten sich nicht, also müsse man ihnen Druck machen. Denn die CDU sei mit der Verkehrsplanung überhaupt nicht einverstanden. Pech für die CDU ist nur, daß die Planer eine Straße vorgesehen haben, die links von der Neubau-Wand und rechts vom Tivoli-Hochhaus begrenzt wird. Und für Perschau ist mißlich, daß er sich jetzt selbst in die undankbare Rolle manövriert hat, mit dem Investor neu verhandeln zu müssen. Denn die Vergabe von Grundstücken ist nicht Sache des Bausenators. Dumm gelaufen, meint Rosi Roland