: Unterm Strich
Die nordgriechische Stadt Thessaloniki ist am Samstag offiziell zur Kulturhauptstadt Europas für das Jahr 1997 proklamiert worden. Die Anregung, Thessaloniki nach Athen im Jahre 1985 zur zweiten griechischen Kulturhauptstadt zu machen, ging auf die 1994 gestorbene griechische Schauspielerin und Chansonsängerin sowie spätere Kulturministerin Melina Mercouri zurück, derer man auf der Proklamationsgala gedachte. Während der einjährigen Feierlichkeiten will man die Verbindung zwischen dem Osten und Westen Europas herstellen und symbolisieren. Für die Festaktivitäten und erforderlichen Umbaumaßnahmen stehen zirka 540 Millionen Mark zur Verfügung. Schon jetzt zeichnet sich ab, daß es sich dabei um mehr als nur eine pittoreske Repräsentationsschau drehen wird. Erinnert werden soll auch an die lange jüdische Geschichte der Stadt. Fünf Jahrhunderte lang war Thessaloniki ein einzigartiges jüdisches Zentrum auf dem Balkan, bis es vom deutschen Naziterror vernichtet wurde. Alois Brunner, Mitarbeiter im „Referat zur Endlösung der Judenfrage“ und rechte Hand Adolf Eichmanns, ließ 1943 50.000 Juden aus Thessaloniki in Vernichtungslager deportieren. Nicht einmal 2.000 von ihnen kehrten von dort zurück. Bis jetzt erinnert kein Mahnmal an das Schicksal der Juden in dieser Stadt. Im offiziellen Programm der neuen Kulturhauptstadt gibt es bislang nur eine Veranstaltung, die an die jüdische Vergangenheit erinnert: Bei einem Konzert werden Werke jüdischer Komponisten gespielt. Ein magerer Beitrag, wie Vertreter der heutigen jüdischen Gemeinde kritisieren. Die 6.000 Juden, die heute in Griechenland leben, wollen deshalb selbst aktiv werden und ihren Beitrag zum Kulturprogramm in Thessaloniki leisten.
Die Deutsche Mark, besser bekannt unter dem Kürzel DM, feiert im Sommer ihren 50. Geburtstag, und dazu will man einiges an Information und Bildung springen lassen. Die LAKS Hessen, ein Zusammenschluß kultureller Einrichtungen, ruft zu einem Plakatwettbewerb auf, an dem sich Kunsthochschulen, GrafikerInnen und interessierte Amateure beteiligen können. Die prämierten Arbeiten sollen ausgestellt und in einem Katalog reproduziert werden. Als Juroren haben bereits Alexander Jordan von der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und Adrienne Göhler von der Hamburger Hochschule der Bildenden Künste zugesagt. Als Hauptpreis winken 5.000 Mark. Bewerbungsunterlagen können angefordert werden bei: LAKS Hessen e.V., Stichwort Plakatwettbewerb, Schulstraße 6, 350037 Marburg. Des weiteren ist eine Veranstaltungsreihe in Vorbereitung, die sich mit den zahlreichen Aspekten der An- und Abwesenheit der beliebten Währung auseinandersetzt. Denker wie Pierre Bourdieu und Jochen Hörisch, die sich in pekuniären Fragen bereits hervorgetan haben, sind als Diskutanten im Gespräch.
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