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Vor sich hin krebsende Geschlechterdiskussion

■ betr.: „Mütterliche Männer“ (La dies Almanach), taz vom 30.1. 97

Also, ich möchte Jan Feddersen ein ganz riesengroßes Dankeschön für den ganz toll recherchierten Artikel auf der Frauenseite sagen. Ich lese die Frauenseite nämlich jede Woche! Meine Freundin findet das immer peinlich, da streiten wir uns immer drüber. Und dann fühle ich mich als Versager. Und dann entzieht sie sich meinem Begehren. Eigentlich, glaube ich nämlich manchmal, haßt sie Softies. Und Männer überhaupt.

Viele Feministinnen denken da nicht richtig drüber nach, ich meine, wie die Männer sich fühlen. Zum Beispiel nach dem Viertelstundenfick. Ist ja nicht so, als könnten wir nicht auch länger! Aber wird halt nicht gewünscht. Ist quasi nicht p.c. Na gut, denk' ich mir dann, dreh' ich mich halt um und schlaf' ein. Bin ja kein Vergewaltiger.

Aber irgendwie find' ich das echt Scheiße. Und daß die taz das mal ganz tabulos ausgesprochen hat, so ganz gegen den feministischen Mainstream der BRD quasi, das hat echt ein dickes Lob verdient. Küßchen, Jan! Lothar Kittstein, Berlin

Einen merkwürdigen Artikel, der als Beitrag zur Geschlechterdiskussion deklariert ist, schließt Jan Feddersen: „Seine Frau entzog sich seinem Begehren regelmäßig. Das war ihre schärfste Waffe. Denn im Grunde mochte sie ihr Leben nicht.“

Frau denkt eine Weile nach, ob sie irgendeine Ironie verpaßt hat, die diesen Sätzen eine andere Wendung geben könnte, findet sie aber nicht. Sich seinem Begehren zu entziehen, ist hier tatsächlich etwas Aggressives von ihrer Seite aus, und die Schlußfolgerung, warum diese Frau (und Mutter) den Sex verweigert, ist die, daß sie ihr Leben nicht mag. Nicht wegen des Mannes, dem sie sich entzieht, sondern, wie der folgende Satz erklärt, weil sie keine Kinder wollte.

So ist auch der Mann dieser Frau die eigentliche Mutter der Kinder.

Weiter oben ist zu lesen, Frauen hassen Softies und Tunten und geben Männern nicht etwa die Möglichkeit, Intimität zu versuchen. Letzteres habe ich nach siebenmaligem Lesen in etwa dem Satz entnommen: „Frauen verweigern ihnen (den Männern) die Chance, sich nicht als Versager fühlen zu müssen, wenn sie mehr Hingabe zu üben bereit sind.“

Männer demgegenüber sind laut Feddersen quasi aufgebrochen in die veränderten Geschlechterrollen, denn sie halten die Ambivalenz zwischen Stärke und Schwäche aus, die von Frauen nur selten ertragen wird. Damit beweist sich, daß die Männer eben doch die Zäheren sind.

Ein einschlägiges Beispiel dieser Ambivalenz liefert Feddersen in Person seines Vaters gleich mit. Dieser kann nämlich zuschlagen, laut und grob sein, hat seine Gefühle nie im Zaum und schreit, wenn etwas seiner Kontrolle entgleitet, und hat doch, und das muß die Ambivalenz sein, mit seiner Geschichte die ehernen Gesetze der Feministinnen erschüttert, die da lauten: Männer sind hart und grob, und von ihnen geht Gewalt aus.

Der ganze Artikel ist eine Mischung aus Rührseligkeit, Geschlechterpolarisation und Schuldzuweisung.

Schade, daß der Text zu einem wirklich guten Artikel von Dorothee Winden gesteckt wurde, der über dieses Stadium der Lamentiererei schon längst hinaus ist. Andererseits dokumentiert der „Ladies Almanach“ auf diese Weise recht authentisch den Krebsgang der Geschlechterdiskussion: einen vor, zwei zurück. Simona Jahnke, Berlin

Schön, wie jemand nach langer Suche nun endlich zu den tieferen Einsichten seines Daseins vordringt und damit ganz nebenbei den Schlüssel für die Lösung der Geschlechterfrage dazulifert.

War bis vor kurzem noch alles in unserem Denken und Leben so furchtbar kompliziert und verwirrend, so haben sich nun – dank Deiner Zeilen – die Nebel gesenkt und es wird klar, wer wirklich an allem schuld ist. Und wahrlich, das Resultat ist bestechend einfach und originell zugleich, schuld sind erstens die Frauen, zweitens die Feministinnen (Feministinnen- Kenner und Merkur-Autor Alexander Schnuller lieferte zu diesem Punkt die Grundinfos) und last not least, allen voran Deine böse Mutter, die sich tagaus, tagein aus purer Grausamkeit Deinem smarten Vater verweigert hat, der just daran zerbrach.

[...] Geahnt hatten wir's ja schon immer, daß all die traurigen Männer in Anzug und Krawatte viel viel lieber zu Hause Babys wickeln würden und Meister Propper spielen und daß sie dafür liebend gerne auf das ganze Geld und sogar auf das Auto verzichten würden, wenn frau sie nur ließe. Aber nun ist endlich einer wie Du gekommen, ihnen unerschrocken den Weg in die Küche freizukämpfen, auch gegen den erbitterten Widerstand der Feministinnen.

In einem Akt von politischer Solidarität mit Dir und Deinen Mitstreitern, lieber Jan, erkläre ich mich als erste Frau und als erste Feministin dazu bereit, mein Monopol auf Empfindsamkeit öffentlich zu (er-)brechen und erkläre feierlich: Ja, auch Männer dürfen Gefühle zeigen, weinen und sogar weich sein. Ich werde mich persönlich dafür einsetzen, daß meine Geschlechtsgenossinnen sowas öfter mal zulassen, damit wir endlich aus dieser Misere herausfinden.

Danke noch mal, lieber Jan, für Deine brilliante Analyse des verschlagenen und intoleranten Wesens der Frau an sich, die den Kenner und Sachverständigen durchblicken läßt. Weiter so, vielleicht wirst Du noch mal ein großer Philosoph; auch Aristoteles hat schon vor vielen Jahren in solchen Fragen Klartext geredet. Nieder mit dem bösen Geschlecht! Und nieder mit der kitschigen feministischen Schwarz-Weiß-Malerei! Monika Schröttle,

Frauenzeitung München

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