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Nagano ist erreicht

Während sein Team sich für Olympia qualifiziert, schlittert der Deutsche Eishockey-Bund weiter  ■ Von Matthias Kittmann

Oberhausen (taz) – Es mag im Eishockey talentiertere Mannschaften geben als die deutsche. Aber: „We are very hard on values“, konnte Bundestrainer George Kingston zufrieden und selbstbewußt sagen, nachdem die bundesdeutsche Auswahl einen der wichtigsten Siege der letzten zehn Jahre klargemacht hatte. „Hard on values“ heißt soviel wie: Wir wußten verdammt noch mal, worum es geht. Nach dem unerwarteten 4:4 gegen die Ukraine war es bei der Olympiaqualifikation gegen die Schweiz um alles oder nichts gegangen. Mit einem 4:1 bewies man eine erstaunliche psychologische Stärke. Nagano wird deutsche Eishockeyspieler sehen. Das war sicher, nachdem die Schweizer gestern freundlicherweise die Ukraine mit 2:1 geschlagen hatten.

Wer das deutsche Team nach Japan schicken wird, muß sich freilich weisen. Es ist hart, daß die existentielle Energieleistung des Teams von einem nicht minder existentiellen Thema fast weggedrückt wurde: dem Schiedsgerichtsentscheid im Franchise-Streit zwischen Deutschem Eishockey- Bund (DEB) und den Klubs der Deutschen Eishockey Liga (DEL), der die Franchise-Verträge für ungültig erklärte.

Die Auswirkungen dieser Entscheidung sind für den DEB dramatisch, denn sie bringt ihn nicht nur in eine schwächere Position im Streit um eine selbständige Profiliga, die die DEL-Klubs seit langem fordern. Sie könnte ihn sogar vor den Konkursrichter zwingen. Mit der Ungültigkeit geht auch eine „Rückabwicklung“ der Franchise-Verträge von 1994 einher. Das heißt, die Klubs könnten auch sämtliche bis dahin gezahlte Verbandsabgaben in Höhe von 6,1 Millionen Mark vom DEB beziehungsweise der DEL-GmbH zurückfordern. „Es geht nicht darum, daß wir Leistungen in Anspruch genommen haben oder daß wir nicht den Nachwuchs unterstützen wollen“, erläuterte Hans-Joachim Ziems, Aufsichtsratsvorsitzender der DEL-AG (ARGE), „sondern wir wollen als diejenigen, die das meiste Geld bezahlen, auch mitbestimmen, was damit geschieht.“

Die Forderungen der Klubs sind klar: Sie wollen ein fünfzigprozentiges Mitspracherecht beim DEB und eine selbstverwaltete, eigenständige Profiliga. Diese Position hat sich mittlerweile auch der Weltverband IIHF zu eigen gemacht Zwar hat man den DEB als obersten Verband bestätigt und einer „Piratenliga“ eine Absage erteilt, doch gleichzeitig wurden fast alle Forderungen der DEL akzeptiert. Als Frist, zu der sich beide Parteien erklären sollen, setzte der IIHF den kommenden Mittwoch, zur Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags den 28. Februar. Ziems erklärte für die Profiklubs: „Wir sind uns einig, auf der Basis der IIHF-Vereinbarung Verhandlungen führen zu wollen.“

Gossmann sah das zwischenzeitlich anders. Der DEB-Präsident machte nämlich einen überraschenden Rückzieher: „Das IIHF- Papier hat keine bindende Wirkung. Darüber muß erst noch das Präsidium und die Mitgliederversammlung des DEB entscheiden.“ Gleichzeitig ließ er durchblicken, daß auch das Präsidium intern sehr konträrer Meinung sei.

Dem DEB bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder akzeptiert das Präsidium die Unterschrift seines Präsidenten. Oder: Gossmann muß zurücktreten, weil ihm im eigenen Verband die Rückendeckung fehlt. Für diesen Fall kündigte Ziems Konsequenzen an: „Wenn der DEB nicht in der Lage ist, für sich eine Entscheidung zu treffen, würden wir beim IIHF einen eigenen Verband anmelden.“

Gestern abend bot der DEB den Vertretern der DEL für Dienstag Verhandlungen an. Das Präsidium nehme den Münchner Schiedsspruch in allen Punkten hin, sagt Gossmann nun. Mal sehen, was er morgen sagt.

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