: Gekürzt: Azubiförderung
■ Zwei Millionen Mark weniger für benachteiligte Jugendliche
Werner Ahrens sitzt der Schock noch in den Gliedern: „Es werden dieses Jahr zwei Millionen Mark weniger Fördermittel für benachteiligte Jugendliche nach Bremen fließen“, sagt der Referent für Berufliche Rehabilitation und Förderung im Bremer Arbeitsamt niedergeschlagen. Das Fax aus Hannover, vom Landesarbeitsamt Bremen-Niedersachsen, hat er just erhalten. Mit dem knappen Dutzend Bremer Bildungsträger, die „benachteiligte Jugendliche“ fördern – zumeist solche mit Sonderschulabschluß, Lernbehinderungen oder anderen Handicaps – muß er jetzt über die Zukunft verhandeln.
Ein Ergebnis ist schon vorhersehbar: „Zwei Träger werden wohl ganz aus der Förderung fallen.“ Für alle übrigen Bildungseinrichtungen bedeutet das Kappen der sogenannten 40c-Mittel von 15 auf 13 Millionen Mark für „ausbildungsbegleitende Hilfen“ (ABH) und überbetriebliche Vollzeit-Ausbildung, daß sie den Gürtel enger schnallen müssen.
„Diese Ungerechtigkeit kann man kaum ausgleichen“, faßt Ahrens die Bremer Lage zusammen. Der ohnehin beängstigenden Entwicklung von immer weniger betrieblichen Ausbildungsplätzen könne man in Bremen jetzt noch weniger entgegensteuern. Die 200 Bremer Azubis beispielsweise, die in diesem Herbst eine überbetriebliche Ausbildung bei einem der freien Bildungsträger hätten anfangen sollen, können sich diese Hoffnung von der Backe schmieren. „Da wird drastisch gespart werden müssen.“ Wieviel genau, ist noch nicht klar.
Auch für diejenigen Kids, die ohne ABH-Nachhilfe kaum Chancen haben, ihre Ausbildungsprüfungen zu bestehen, wird die Luft jetzt dünner. Denn Bildungsträger, deren Verträge mit dem Arbeitsamt nur noch bis April laufen, dürfen keine neuen Jugendlichen mehr in die Förderung aufnehmen. So ist es beschlossen. Nur dort, wo die ABH-Verträge über die staatliche Nachhilfe noch bis August gelten, können neue Jugendliche auf freiwerdende Plätze im bestehenden Kontingent nachrücken. „Wir haben in dieser Situation kaum Geld für neue Ideen und neue Teilnehmer“, offenbart Ahrens.
Warum Bremen bei der Neuverteilung von insgesamt 164 Millionen Mark für „benachteiligte Jugendliche“ im gesamten Landesarbeitsamtsbereich Bremen-Niedersachsen so schlecht abgeschnitten hat – obwohl insgesamt drei Millionen Mark mehr als im Vorjahr bereitstehen – ist nicht klar. Nur eins: „Dies ist nicht das Ergebnis einer Verhandlung. Hier wurde rechnerisch verschoben.“ Förderungsbedürftige Jugendliche sollten sich dennoch nicht einschüchtern lassen und nachfragen, rät Ahrens. „Wir müssen belegen, in welchem Umfang Bedarf besteht.“ ede
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