: Zaire: Rebellenvorstoß
■ Regierung bestätigt Verlust einer weiteren Stadt und weist Journalisten aus
Bukavu/Kinshasa (AP/rtr) – Die Aufständischen im Osten von Zaire haben eine weitere Stadt erobert und dadurch 25.000 Flüchtlinge erneut in die Flucht getrieben. Das zairische Verteidigungsministerium räumte gestern ein, die Rebellen der „Allianz demokratischer Kräfte zur Befreiung von Kongo-Zaire“ (AFDL) unter Laurent Kaliba hätten am Samstag das 300 Kilometer südlich von Kisangani gelegene Kalima erobert.
Jerry Selenke, ein Vertreter der katholischen Kirche in Kisangani berichtete, Missionare in Kalima hätten ihn über Funk informiert, daß die Einnahme der Stadt friedlich verlaufen sei. Die Eroberer hätten sich diszpliniert verhalten. Offenbar wegen des Anmarsches der Rebellen waren am Samstag morgen die 25.000 Menschen im Flüchtlingslager Kalima verschwunden. Es wurde vermutet, daß sie in die Wälder flüchteten. Mitarbeiter eines Hilfsflugs des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR fanden das Camp verlassen vor. Noch eine Stunde zuvor war der Besatzung eines anderen Hilfsflugs nichts Ungewöhnliches aufgefallen.
Mitarbeiter von Hilfsorganisationen äußerten die Befürchtung, daß die Aufständischen als nächstes das große Flüchtlingslager Tingi-Tingi angreifen könnten, das 240 Kilometer südöstlich von Kisangani liegt und in dem 160.000 Hutu aus Ruanda leben. Kaliba hat die zairischen Behörden beschuldigt, sie lieferten Waffen in dieses Camp. Der Rebellenführer kündigte am Samstag generell die Fortsetzung des Kampfes gegen Zaires Regierung an. Bemühungen um Verhandlungen sind zur Zeit in Südafrika im Gange, blieben jedoch bislang erfolglos.
Die zairische Regierung wies unterdessen den Schweizer Journalisten Jean-Philippe Ceppi aus, der für die französische Zeitung Libération in der Südprovinz Shaba unterwegs war. Er hatte berichtet, wie Soldaten auf der Flucht vor den Rebellen einen Zug kaperten und plündernd durch das Land fuhren. Ceppi wurde am Donnerstag festgenommen und verließ gestern Zaire.
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