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„Wir wollen nur die Daten der Leute“

■ Dubiose Firma will BremerInnen per Fragebogen ausspionieren / Datenschützer alarmiert

„Trägt jemand in Ihrem Haushalt Kontaktlinsen, eine Brille oder ein Hörgerät?“„Bei welchem Bankinstitut haben Sie Ihr Konto?“„In welcher Höhe liegt das Nettoeinkommen aller Haushaltsmitglieder?“„Wo kaufen Sie ihre Blumenzwiebeln und Gartenpflanzen?“„Sparen Sie für ein neues Haus?“

Mit 114 – sehr persönlichen Fragen – versucht die Firma INFAS Lifestyle aus Ditzingen zur Zeit das Leben der Bundesbürger zu erforschen. Viele BremerInnen haben den Fragebogen in den vergangenen Tagen in ihrem Briefkasten gefunden. Der Landesdatenschutzbeauftragte und die Verbraucherzentrale haben jetzt vor dem Ausfüllen des Fragebogens gewarnt. „Geraten solche persönliche Daten in falsche Hände, ist Mißbrauch vorprogrammiert“, warnt die Verbraucherzentrale ausdrücklich davor, sich zum „gläsernen Verbraucher“zu machen. „Sollten Sie den Fragebogen schon ausgefüllt und abgeschickt haben, können Sie die Einwilligung zur Nutzung widerrufen und die Löschung der Daten fordern“, rät auch Datenschutzbeauftragter Stefan Walz. Der Datenschutzausschuß hat das Thema auf die Tagesordnung seiner nächsten Sitzung gesetzt. „Es muß geprüft werden, inwieweit die Datenschutzbeauftragten der Länder zusammenarbeiten können, um eine Aufklärungskampagne durchzuführen. Schließlich versucht hier eine Firma mit dem gut eingeführten Namen Infas an sehr persönliche Daten zu kommen“, sagt Brigitte Dreyer, Sprecherin der CDU im Datenschutzausschuß.

Die Firma Infas hat in der Tat nichts mit dem bekannten Institut für angewandte Sozialwissenschaft in Bonn zu tun. „Wir haben schon den Anwalt eingeschaltet“, sagt eine Sprecherin von Infas. Wer sich tatsächlich hinter der Firma verbirgt, ist unklar. Die Firma steht weder im Telefonbuch noch im Handelsregister. Auch das Ordnungsamt in Ditzingen hat keine Gewerbeanmeldung. Der Fragebogen wurde über die Firma Schober verschickt – ein Markführer in Sachen „Adressenhandel“. Rund 35 Millionen Privatadressen und vier Millionen Firmendaten hat die Firma nach eigenen Angaben gespeichert. „Bei uns bekommen Sie alles“, schwärmt ein Mitarbeiter. „Wir schicken sogar Leute aus, die sich im ganzen Bundesgebiet Häuser und Wohnungen anschauen und daraus die Kaufkraft ableiten.“In erster Linie greife die Firma allerdings auf Telefonbücher zurück, verrät er weiter. „Anhand der Vornamen leiten wir dann das Alter ab.“Der Mindestbestellwert liegt bei 450 Mark. Dafür bekommt der Kunde 1.324 Adressen (rund 34 Pfennig pro Anschrift) von Privatleuten, die er einmal anschreiben darf. Beim zweiten oder dritten Mal kassiert Schober 50 bzw. 25 Prozent des Preises. „Sie haben die Daten ja schließlich nur gemietet.“

Daß er mit dem gut eingeführten Namen von Infas versucht, Verbraucher hinters Licht zu führen, will Dieter Hüller, „Direktor Marktstudien“, der den Fragebogen unterschrieben hat, nicht auf sich sitzen lassen. „Wir wollen doch nur an die Daten von Leuten kommen“, gibt er zu. Die Firma Infas sei in Gründung. „Die Anträge dafür liegen bestimmt auf irgendwelchen Schreibtischen.“Die Aufregung von Datenschützern versteht er nicht. „Das ist die Bevormundung erwachsener Menschen.“

Das sieht Gerd Fasbender ähnlich. Er ist beim Innenministerium Baden-Württemberg für den Datenschutz von Privatleuten zuständig. „Beim Lesen der Fragen sträuben sich einem die Nackenhaare“, sagt er. Darüber hinaus hat er „Zweifel“, ob „der Fragebogen wettbewerbsrechtlich und datenschutzrechtlich in Ordnung ist“. Eine Stellungnahme – so wie in Bremen – habe der Landesdatenschutzbeauftragte trotzdem nicht abgegeben. „Das war hier nicht politischer Wille. Wer den Fragebogen ausfüllt ist selbst schuld.“ kes

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