: Flughafen-Konkurrenz für Schönefeld
■ Regierung von Sachsen-Anhalt plant Riesenairport bei Stendal
Der Großflughafen Berlin Brandenburg Internationel in Schönefeld bekommt Konkurrenz. Geht es nach dem Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Reinhard Höppner, soll bei Stendal ein internationaler Großflughafen entstehen. Sowohl die New Yorker Investmentbank Goldman Sachs als auch der Bauriese Bechtel Enterprises aus San Francisco hätten für den Bau die dünnbesiedelte Altmark in Sachsen-Anhalt favorisiert, sagte der SPD-Politiker gestern nach einem sechstägigen Aufenthalt in den USA. Höppner kündigte außerdem Gespräche mit Bonn und Berlin über den Bau eines interkontinentalen Flughafens in Europa an. „Soll das Projekt in Deutschland realisiert werden, muß in Bonn und Berlin neu und emotionslos über die Standortfrage nachgedacht werden“, sagte der Ministerpräsident.
Da die Flugzeuge von Schönefeld wegen der Stadtnähe des Flugplatzes nicht rund um die Uhr starten und landen könnten, sehen die amerikanischen Investoren in der Altmark die bessere Variante. Die Airail AG will dort, wo jetzt noch 230 Menschen in der Provinz von Sachsen-Anhalt leben, im Jahr 2006 zwei Start-und-Lande-Bahnen, ein Frachtzentrum für zunächst 190.000 Tonnen im Jahr, einen auf 30 Millionen Passagiere ausgelegten Flughafen-Terminal samt Einkaufszentrum, einen Gewerbepark und ein Industriegebiet errichten. Immerhin hat Höppner 3 Millionen Mark lockergemacht, um die Unterlagen zu prüfen.
In Berlin wurden Höppners Ankündigungen gestern gelassen aufgenommen. Ein Sprecher der Planungs- und Projektgesellschaft Schönefeld (PPS) sagte gegenüber der taz: „Wir werden die Planungen für Berlin Brandenburg International weiter voranbringen.“ Außerdem sprächen „die Fakten“ für Schönefeld. Erst am Freitag hat der Aufsichtsrat Verträge mit Firmen für Planung und Privatisierung des Flughafens Berlin Brandenburg International bestätigt.
Auch im Aufsichtsrat der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF) wird keine ernsthafte Konkurrenz befürchtet. Vielmehr sieht man in Höppners Vorhaben „ein Mittel, um Aufmerksamkeit für die eigene Region“ zu erregen. Der Bund, der an rund einer Milliarde Mark Schulden der Holding beteiligt ist, würde sich bei einer Förderung eines Großflughafens in der Altmark „tief ins eigene Fleisch schneiden“. Deshalb würde der Bund „einen Teufel tun“ und eine Betriebsgenehmigung erteilen. Das Projekt in der Altmark sei „völlig illusorisch“. Die BBF sei bereits erfolgreich gegen die Verwendung des Namens „Berlin International“ vorgegangen. Barbara Bollwahn
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