piwik no script img

Ollie als Objekt der Begierde

■ Kiss – die Macher des Metropolis zeigen erotische Wunschfilme

Die Phantasie ist der Teil des Menschen, in dem die Erotik entsteht. Dieser Gedanke war der Ausgangspunkt für die Zusammenstellung einer Reihe von erotischen Wunschfilmen unter dem Titel Kiss, die von Sonnabend an bis Ende August im Metropolis gezeigt wird.Alle Mitarbeitenden des kommunalen Kinos durften einen Film in die Serie einbringen, der für sie persönlich besonders erotische Szenen enthält. Herausgekommen ist eine abwechslungsreiche Mischung die von bekannten Vertretern des erotischen Films – wie Nagisa Oshimas Das Reich der Sinne – bis zu Werken reicht, die man gewöhnlich keiner Anrüchigkeit verdächtigen würde.

Zu diesen gehört sicherlich Way Out West, eine Western-Satire mit den als Sexbomben bisher wenig beachteten Darstellern Stan Laurel und Oliver Hardy. Das leichtfüßige Schwanenbalett der beiden, habe es ihr angetan, begründet Archiv-Mitarbeiterin Barbara Skawran ihre Auswahl. Auch Fritz Langs Monumentalfilm Das Indische Grabmal wurde bisher eher als Familienunterhaltung rezipiert. Aber die Tempeltänze, die Debra Paget (siehe Foto) in beiden Teilen des opulenten Werks zelebriert, lassen Programmkoordinator Martin Aust von Salomé schwärmen.

Als Freunde sublimierter Erotik präsentieren sich Axel Brockmöller und Felix Sonntag. Filmvorführer Brockmöller wird von der schwülen Atmosphäre in Spike Lees Do the Right Thing auf Gedanken gebracht, die mit der Kernaussage dieses Streifens um explodierende Gewalt in einem schwarzen Viertel Brooklyns nur peripher zu tun haben. Kino-Organisator Sonntag zielt mit seiner Wahl schon eher ins Herz der Sache: Der Reigen von Max Ophüls inszeniert das ständige Auf und Ab des Liebesspiels mit melancholisch-ironischem Blick, ohne den eigentlichen Akt zu zeigen.

Als Überraschungsvorfilm zeigt das Metropolis von Zeit zu Zeit den titelgebenden Streifen Kiss von Wilhelm Hein. Der experimentelle Kurzfilm zeigt in aller Ausführlichkeit den Moment, wo zwei Lippenpaare aufeinander treffen.Nicht allen Mitarbeitern des Metropolis fiel übrigens gleich ein erotischer Film ein. Im Gegensatz aber zu den Produkten der Pornoindustrie, denen viele Frauen wenig abgewinnen können, war bei der Auswahl der persönlichen Wunschfilme kein Unterschied zwischen den Geschlechtern festzustellen, beobachtete Programm-Macher Martin Aust. Iris Schneider Das Indische Grabmal: 1.7. u. 3. 7., 17 + 19 Uhr / Der Liebhaber: 1. 7., 4.7. sowie 5.7., 21.15 Uhr / Das Reich der Sinne: 2.7., 4. 7. und 5. 7., 19 Uhr.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen