: "Liebe taz..." Widerständler und Chaoten - betr.: Castor-Transport
Betr.: Castor-Transport
Auch ich gehöre zu den Zig-Tausenden „verantwortungslosen Widerständlern und Chaoten“(Regierungsjargon), die im Wendland sich gegen den Atomstaat und für unsere Lebensqualität und besonders die der kommenden Generationen eingesetzt haben - stellvertretend für die Mehrheit unseres Volkes, die gegen diese unverantwortliche Regierungspolitik sind.
Ich war vor genau 20 Jahren (12.3.77) in Gorleben zusammen mit meiner Frau dabei - ich bin jetzt von dort zurückgekehrt mit der Gewißheit, daß es sich lohnt, der Willkür die Stirn zu bieten. Mit
den fast 10.000 absolut friedlichen Protestierern hinter der Verladestation in Dannenberg haben wir zusammen mit vielen Frauen und Mädchen, überhaupt mit einer Unzahl junger Menschen und mit einer Moral sondergleichen die Räumungsaktionen der Polizei und den Einsatz der großen Wasserwerfer über uns ergehen lassen. Ich habe dort als 73jähriger in einem Törn und ohne eine Zudecke zehn Stunden auf der Blockierungsstraße gelegen in dieser bitterkalten Nacht und die Kälte einfach über mich ergehen lassen in dem Gefühl, daß hier einer den andern nicht im Stich lassen dürfe. Die friedliche Blockade von Dannenberg hat der Atommafia eine schwere Schlappe verpaßt. Eine neue Generation und ein neuer Geist werden dafür sorgen, daß der Kampf gegen die Atomenergie erfolgreich fortgesetzt werden kann Die Hilflosigkeit unseres „Rechtsstaates“zeigt sich in dem Racheakt der Polizei, die mit Hubschraubern und am hellichten Tag in das Dorf Splitau einfallen, um dort die Reifen der blockierenden Traktoren zu zerstechen. Armselige Arroganz der Macht.
Gerold Janssen
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