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Gezeigt, wo's langgeht

■ betr.: „Verweigerter Dialog“, Kommentar von Eberhard Seidel- Pielen, taz vom 12. 3. 97

Der Ausländerexperte hat gerufen, die Türken kamen nicht. Wie schade! Es ist ganz natürlich, daß ich als Vertreter des Türkischen Bundes an einer Veranstaltung nicht teilnehme. Dies brauche ich nicht zu begründen. Aber beim deutschen Journalisten E. Seidel- Pielen ist dies ganz anders. Das darf man nicht! Wenn man dies tut, wird demjenigen die demokratische Reife und Konfliktfähigkeit aberkannt. Na ja, er ist unser Experte, so einen Fehler darf man nicht machen, sonst zeigt er einem, wo es langgeht. Kenan Kolat

[...] Ist es nicht etwas ganz Normales und Legitimes, eine vorher, wohlbemerkt aus freundschaftlichem Bezug heraus, nur mündlich zugesagte Diskussion abzusagen, ohne in ein feindliches Lager gesteckt zu werden? Ist es nicht anmaßend, eine Absage mit demokratischer Unreife und Konfliktscheuheit gleichzusetzen? Wo bleibt hier – das auch bei dem Intelligenten hochgepriesene Schlüsselwort – die „Normalität“? Man kommt nicht um die Frage herum, was ist denn für die geistige Elite des Landes Normalität? Etwa doch nicht, so zu handeln wie sie selber oder wie jeder normale Durchschnittsbürger? Haben wir uns nicht „alltäglich“ verhalten bei der Absage einer Diskussionsveranstaltung? Oder war diese Absage typisch ausländisch? Was wäre denn „deutsch“ oder, Pardon!, „richtig“ gewesen, damit ein Verhalten nicht gleich reduziert wird auf die nationale Zugehörigkeit?

Nun noch viel schlimmer ist aber die Aussage, daß „die deutschsprachige Öffentlichkeit als feindlicher Block“ wahrgenommen wird. Wieder gibt es die Fronten, die Lager, in die hineingepreßt wird, was angeblich zusammengehört, schließlich gehört es sich ja auch so, oder nicht? Wir haben sicherlich auch mit Hilfe dieser Intellektuellen 35 Jahre gebraucht, um uns in diese Gesellschaft zu integrieren... Wie es heute aussieht, waren wir nicht sehr erfolgreich. Nun bleiben uns weitere 35 Jahre, um mit Hilfe solcher Kommentare wie die von E. Seidel-Pielen „Normalität“ und „Alltag“ zu werden. Emine Demirbüken,

Sprecherin, Türkischer Bund

in Berlin-Brandenburg e.V.

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