: „Film-Pflänzchen hegen“
■ Chef der neuen Filmförderungs-GmbH wird Alfred Hürmer
Ein bißchen versteht Alfred Hürmer die Aufregung nicht: „Jetzt wird ja keineswegs das Rad neu erfunden.“ Aber immerhin entschied sich gestern die nähere Zukunft der Hamburger Filmförderung. Und wer zuletzt die Hamburger Presselandschaft verfolgte, der weiß, daß die hanseatische Filmszene zumindest einigen Staub aufzuwirbeln vermag. Filme finanzieren und produzieren kann sie allerdings auch, und daß hier weiterhin alles in den rechten Bahnen verläuft, davon ist Alfred Hürmer, wie er gegenüber der taz erklärte, überzeugt: „Die Zusammenlegung von Filmbüro und FilmFonds zur neuen Filmförderungs-GmbH kann doch auch als Chance begriffen werden, besser und koordinierter zu arbeiten als bisher.“
Eben diese Zusammenlegung wurde gestern endgültig besiegelt. Der Aufsichtsrat der GmbH, die eine Filmfördersumme von rund 16 Millionen Mark koordinieren wird, trat am Mittwoch zusammen, bestimmte Kultursenatorin Christina Weiss zu seiner Vorsitzenden, Manfred Lahnstein zu deren Stellvertreter sowie – Alfred Hürmer als Geschäftsführer. Damit konnte gerade noch gewährleistet werden, daß die GmbH zum 1. Juli die Arbeit aufnimmt. Alfred Hürmer wird aller Voraussicht nach zum 1. Oktober dieses Jahres sein Büro beziehen.
Mit Hürmer holte der Aufsichtsrat jemand von außen in die Hamburger Szene. Der 45jährige war zunächst als Kameramann tätig, etwa für Edgar Reitz und Alexander Kluge, seit knapp zehn Jahren produziert er Filme, 1994 gründete er die Berliner Produktionsfirma Intergral Film. Integrierend wirken, das wird neben der genauen Ausarbeitung von Konzepten die vordringliche Aufgabe Hürmers in naher Zukunft sein. Die Vielfalt der Hamburger Filmszene will er dabei, wie er gegenüber der taz beteuert, keineswegs beschneiden: „Ich habe stets ein Interesse für kleine Filme und den Nachwuchs gehabt.“ Insofern ist es durchaus in seinem Sinne, daß, wie der Aufsichtsrat außerdem beschloß, 15 Prozent der jährlichen Filmfördermittel für Low-Budget-Filme, experimentelle Filme und Nachwuchs-Streifen reserviert sind. Hürmer: „Damit kann ich gut leben.“ Als Stärken der hanseatischen Filmlandschaft sieht Hürmer die „ausgeprägte Experimentalszene“, die nicht wegrationalisiert werden dürfe. Außerdem gebe es „kleinere Pflänzchen von Spielfilmproduzenten“: „Die muß man hegen und pflegen“. drk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen