■ Porträt
: The Gherkins

Im Englisch-Deutschen Wörterbuch heißt es unter gherkin ['ge:kin] Gewürzgurke. Im Kochbuch habe ich folgendes gefunden: Kleine Gurken etwa 1 Stunde wässern, gründlich bürsten, gut abtropfen lassen und mit einer Nadel mehrfach einstechen (aua!); zusammen mit Zwiebelscheiben und Dill in Gläser ... Mich haben diese „Definitionen“ nicht befriedigt, deshalb habe ich mir per Interview ein eigenes Bild über die Gherkins gemacht.

Per Wörterbuch kam die Band auch auf ihren Namen. Tim (Gitarrist, Sänger und Songschreiber) suchte einen Namen und entschied sich für „The Gherkins“, weil das „the“ so schön zum „-ins“ paßt. Weise Entscheidung, denn es hätte auch „The Muffins“ dabei herauskommen können. Tim und Johannes (auch Gitarrist, Sänger und Songschreiber) gründeten die Band im Sommer 1996, zu der später noch Jurek (Bass und Geige) und Christian (Schlagzeug) stießen. Seitdem hatten sie drei Auftritte.

Trotz vieler weiblicher Fans besteht kaum die Gefahr, daß sie sich als kommerzielle Boy- Group verschwenden, denn mit Klängen, die irgendwo zwischen Grunge und Independent anzusiedeln sind, erspielen sie sich die Gunst der Liebhaber wirklicher Musik. Spielten sie anfangs noch „Creep“ von Radiohead nach, hatten sie bald schon ihren ersten Song „Jeden Tag“. In ihren bis jetzt 17 Liedern geht es um die kleinen Dinge, die einen tagtäglich beschäftigen. In „Fall Asleep“ heißt es „...I can't sleep / I'm thinking about the world“. Obwohl das Feedback bei den Auftritten sehr positiv war, waren sie selbst nicht zufrieden, was unter anderem an tragischen Tatsachen wie 40 Grad Fieber des Schlagzeugers Christian lag, aber auch an der Akustik der Locations und den oft aus Kostengründen minderwertigen Anlagen. Und damit zeigt sich das Problem, das alle Berliner Nachwuchsbands haben: Sie werden nicht gefördert, Clubs sagen die vereinbarten Auftritte ab etc. So sind Musikgruppen im jugendlichen Alter hauptsächlich auf Eigeninitiative und Hilfe von Freunden angewiesen. „Wir hatten Glück und bekamen starke Unterstützung von unserer Musiklehrerin Frau Trimolt. Doch Proberäume, Instrumente etc. müssen selbst organisiert werden.“

Der Sound der Gherkins erinnert an Bands wie Nirvana, Smashing Pumkins, Offspring und Greenday. Unweigerlich stellt sich ein Zwang zum Tanzen und Ausflippen ein. Die Musik ist wirklich oberklasse und läßt hoffen, daß die Gherkins bald eine Chance bekommen. Ich jedenfalls stehe echt auf Gewürzgurken und hoffe, daß die vier bald den „Sauren Boom“ auslösen. Der Pro- Kopf-Verbrauch der kleinen Grünen liegt in Deutschland mit ca. 4,3 Stück schon verdächtig hoch... Susanne Klingner