: Nur nebenbei und dennoch mittendrin
■ Den Bundesliga-Aufstieg wird der BC Johanneum kaum noch schaffen, doch der Basketball-Spieler Carsten Heinichen ist auch so ganz zufrieden
Für einen, der Basketball „nur nebenbei“spielt, ist Carsten Heinichen ziemlich gut. Der 29jährige auf dem linken Flügel des BC Johanneum war vor allem in der Bundesliga-Aufstiegsrunde der überragende Mann. Geholfen haben seine über 20 Punkte im Schnitt pro Spiel freilich nicht viel.
Die ersten fünf Begegnungen gingen allesamt verloren, weil Heinichen der einzige Hamburger gewesen war, der seine Leistung gebracht hatte. Nur die beiden letzten Spiele verliefen erfolgreich. „Wir können es theoretisch noch packen“, meint Trainer Heiner Zarnack drei Spieltage vor Schluß. Dann, wenn andere vor dem BCJ plazierte Mannschaften verzichten würden – aus finanziellen Gründen etwa.
„Ich mache mir natürlich auch meine Gedanken, warum wir bislang versagt haben“, sagt Heinichen, der im Gegensatz zu fünf seiner Teamkollegen nur Halbprofi ist. Seine Schlußfolgerung behält er aber für sich. Öffentliche Kritik ist nicht seine Sache. Zu bemängeln gäbe es einiges. „Hamburgs Helden“, so Zarnack, wurden schnell zur „Lachnummer“(Bild), weil sie erschütternd schwach spielten.
Natürlich war es Pech, daß sich gleich zu Beginn der Aufstiegsrunde der US-amerikanische Topscorer Robert Feaster verletzte. Doch genau das zeigt auch das taktische Manko des BCJ: Das Spielsystem ist zu statisch und nur auf die Flügelleute Feaster und Heinichen zugeschnitten. „Unser Trainer liebt das Spiel über außen und vor allem die Drei-Punkte-Würfe“, sagt Heinichen, „wir konnten Bobs Ausfall nicht kompensieren.“
Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Unter dem Korb ist der BCJ nach dem Abgang Patrick Elzies nicht wieder gleichwertig besetzt. Der Center war völlig überraschend zum Ligakonkurrenten Paderborn gewechselt. Das Spiel über die Flügel ist deswegen nicht nur Taktik, sondern auch Verlegenheitslösung.
Wenn der BCJ in der zweiten Liga bleiben müßte – wonach es im Moment aussieht – bräche die Welt für Heinichen nicht zusammen. „Zur Zeit ist das Studium für mich wichtiger, im Sommer will ich mit dem Examen beginnen“, hat sich der gebürtige Karlsruher entschieden.
Ein etwaiger Aufstieg mit dem BC Johanneum wäre für den 1,88 Meter großen Mann auch nicht der Höhepunkt seiner Karriere: In der Saison 1987/88 ging er bereits einmal für den TSV Langen erstklassig auf Korbjagd. Vor seinem Engagement beim BCJ spielte Heinichen für ein US-College auf Hawaii. Die erste Bundesliga scheint ihn auch nicht wirklich zu reizen. „Mir liegen zwei konkrete Angebote vor, die werde ich aber ausschlagen.“
Zum BCJ kam Heinichen im Sommer 1995. Entscheidend für seinen Wechsel nach Hamburg war damals nicht nur die sportliche Perspektive beim ambitionierten Verein, der gerade in die zweite Liga aufgestiegen war. Auch ganz persönliche Gründe spielten eine Rolle.
Zum einen konnte Heinichen hier sein Sport- und Biologiestudium weiterführen, zum anderen hatte er ein Jahr zuvor Freundin Silke kennengelernt, eine Hamburgerin. „Ich fühle mich hier einfach wohl, die Nähe zum Meer ist für mich sehr wichtig“, meint der passionierte Surfer.
Mit fast 30 Jahren denkt er natürlich auch schon einmal über das Karriereende nach: „In diesem Alter ist ein Basketballspieler auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit“, weiß Heinichen. Er will aber noch einige Jahre spielen. Wo, ist für ihn noch nicht klar. Er könnte sich aber vorstellen, innerhalb Europas zu wechseln. Vielleicht nach Spanien oder Portugal. Auf jeden Fall möchte Carsten Heinichen irgendwann einmal als Trainer arbeiten. Schließlich studiert er Sport nicht nur einfach so. Erol Caner
USC Freiburg – BCJ: heute um 20 Uhr und Breitengüßbach – BCJ: Sonntag um 16.30 Uhr)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen