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Unterm Strich

Zu lange verPENt, har, har: Der Präsident des westdeutschen PEN-Zentrums, Karl Otto Conrady, drängt auf eine Einigung mit dem ostdeutschen PEN. „Es haben sich in den letzten Jahren unsinnige Fronten gebildet“, sagte Conrady am Freitag zum Auftakt der Mitgliederversammlung des West-PEN in Quedlinburg, der damit erstmals in den neuen Ländern tagt.

Dabei habe es ein kardinales Mißverständnis gegeben. „Kaum etwas hat mich mehr betroffen gemacht als die Unterstellung, wir Vereinigungswilligen sympathisierten eher mit den Tätern von einst als mit ihren Opfern“, betonte Conrady. Es sei an der Zeit, wieder als ein Organ für verfolgte Autoren tätig zu werden. „Der heutige Ost- PEN ist nicht der frühere DDR-PEN“, sagte Conrady mit Blick auf den jahrelangen Streit der beiden deutschen PEN-Zentren über die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit. Na ein Segen. Am Freitag stand auch ein Bericht des westdeutschen Generalsekretärs Johano Strasser über die Arbeit einer gemeinsamen Kommission beider PEN-Zentren auf dem Programm. „Es wäre illusionär, über Arbeit und Ergebnisse der Kommission keine kontroverse Aussprache zu erwarten“, sagte Conrady zur Eröffnung. Interpretationsdifferenzen seien Thema für einen gemeinsamen deutschen PEN. Conrady forderte neben einer Streitkultur auch eine Toleranzkultur. Arrrrrgh! „Jeder Austritt ist einer zuviel“, sagte Conrady im Hinblick auf die über 50 Westmitglieder, die seit 1995 den PEN verlassen haben. Das Präsidium und die Kommission müßten Ergebnisse vorlegen, die die Ausgetretenen zu neuem Nachdenken bringe. Zu der dreitägigen Jahrestagung des West-PEN sind über 100 Mitglieder angereist, wobei am Wochenende vor allem Besichtigungen und Ausflüge wie „Literarische Spaziergänge auf den Spuren von Heine, Goethe und Fontane“ auf dem Programm stehen. Die Tagung steht unter dem Motto „Folgen der Freiheit – Schreiben im 7. Jahr der Einheit“. Mehrere Mitglieder des Ost-PEN nehmen als Gäste an der Tagung teil, darunter auch der Ostgeneralsekretär Joochen Laabs, der am Freitag auch ein Grußwort sprechen wollte. Begonnen hatte das PEN-Treffen in Quedlinburg am Donnerstag abend mit einer Lesung für verfolgte Autoren, an der unter anderem Christa Wolf und Günter Grass teilnahmen.

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