piwik no script img

Ohne Fußpilzgraben

Urlaub zwischen Ostsee und Jahrhundertwende: Das Sommerbad Langenhorn  ■ Von Achim Fischer

So haben früher vermutlich viele Freibäder ausgesehen. Eine schöne, große Wiese mit alten Bäumen und mittendrin ein Becken wie ein kleiner See: eingefaßt von einer Holzwand, der Boden besteht aus Sand, dazu ein langer Holzsteg. Es hat was von Urlaub, irgendwo zwischen Ostsee und Jahrhundertwende. Das Sommerbad Langenhorn ist eines der letzten Naturbäder in Hamburg, eine echte Alternative für AllergikerInnen und NaturliebhaberInnen. Es öffnet wieder am 4. Mai.

Ein Freibad ohne Kacheln, Chlor und Fußpilz-Graben. Selbst Viel-SchwimmerInnen können ihre Chlorbrille zu Hause lassen. Das Becken wird mit Grundwasser gespeist. Chlor oder andere Chemikalien kommen nicht ins Wasser. „Man kann sogar die Augen unter Wasser aufmachen und trägt keine Schäden davon“, lacht Thomas Schlünz vom Hamburger Turnerbund, dem Betreiber des Bades. „Vielleicht sehen Sie auch ein paar Fische.“Weißaugen zum Beispiel, Barsche oder Graskarpfen. Sie sind Teil des natürlichen Filtersystems. Die Fische fressen Algen und Blätter weg. Auch der Sandboden hat reinigende Wirkung. Den Rest erledigen die Betreiber über regelmäßige Frischwasserzufuhr aus dem Brunnen.

Alle zwei Wochen kontrolliert das Gesundheitsamt die Wasserqualität. Nur einmal bekamen die Betreiber in den vergangenen Jahren dabei Schwierigkeiten. Im Sommer 1995 mußten sie das Bad für zwei Wochen schließen. Der natürliche Abfluß des Beckens war verstopft. Seitdem hat es keine Probleme mehr gegeben.

Das Bad wurde in den 40er Jahren gebaut. Mit den einfachsten, das heißt: mit naturnahen Mitteln. Die Anlage liegt in einem Moorgebiet. Das Wasser hat keinen Drang zu versickern. Wände und Boden des Beckens mußten deshalb nicht mit Klinker und Beton versiegelt werden. Einfache Holzwände reichten, unter der etwa einen halben Meter starken Sandschicht ist sogar der ursprüngliche, natürliche Boden.

10.000 BesucherInnen kamen im vergangenen – miserablen – Sommer. 30.000 bis 35.000 sind es in guten Jahren. Dann hat der Turnerbund Einnahmen von fünfzig-, sechzigtausend Mark. Viel zu wenig, um das Bad mit hauptamtlichen Kräften zu betreiben. Zehn bis fünfzehn ehrenamtliche HelferInnen und eine staatlich geförderte Stelle – das mußte bislang für den Betrieb reichen.

Die Stadtentwicklungsbehörde hat jetzt für Sanierungen 140.000 Mark aus dem Revitalisierungsfonds bewilligt. Vergangene Woche hat sich ein Förderverein gegründet. Jahresbeitrag: 12 Mark. Bislang gibt es „vierzig bis fünfzig Mitglieder und Interessierte“, so der Vorsitzende und Initiator des Vereins, Jörg Praski. Er versucht, auch Sponsoren für das Bad zu gewinnen.

Sommerbad Langenhorn, Hohe Liedt, etwa zehn Minuten Fußweg ab U-Bahn-Haltestelle Kiwittsmoor (U 1).

Öffnungszeiten: täglich 11 bis 19 Uhr, am Wochenende je nach Wetterlage auch länger. Eintritt: Erwachsene 4 Mark, Kinder 2 Mark; außerdem 6er/13er/Saison-Karten.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen