„Kein Strohalm“für Vulkanesen

■ Übernahmegerüchte lassen den Kurs der Vulkan-Aktie explodieren und wecken vage Hoffnungen auf der Werft

Die Gerüchteküche um den Vulkan kocht wieder. Meldungen, wonach zwei große deutsche Unternehmen an einer Übernahme der bankrotten Bremer Vulkan Verbund AG interessiert sein sollen, erscheinen manchen Vulkanesen auf der Werft in Vegesack wie ein Rettungsanker kurz vor Toresschluß. Die Kurse der Vulkan-Aktie schossen nach oben.

Angeblich wollen gutverdienende Firmen den Vulkan kaufen, um mit den am Vulkan hängenden Verlustvorträgen in Milliardenhöhe die eigene Steuerschuld zu mindern. Ein solches Geschäft ist nur dann zulässig, wenn zumindest einige Aktivitäten der übernommenen Firma weitergeführt werden.

„Der Schiffbau wird das bestimmt nicht sein“, wiegeln die Werft-Chefs überzogene Erwartungen der Belegschaft ab. „Das ist nicht mal ein Strohhalm“. Schlimmstenfalls sei die Sache nichts als ein Spekulationsbluff. Es sei nicht daran zu denken, die Werft über die Ablieferung des letzten Contaiernschiffs im Sommer weiterzuführen, sagte ein Werft-Geschäftsführer.

Wer die Übernahme-Gedanken hegt, war gestern nicht zu erfahren. Finanzsenator Ulrich Nölle (CDU) ließ seinen Sprecher abermals das Interesse einer großen Industrieadresse bestätigen, ohne freilich Namen zu nennen. Der ebenfalls namentlich nicht genannte Energieversorger ist offenbar aus dem Spiel.

An der Frankfurter Börse sorgten die Berichte jedenfalls für hektische Kauf-Aktivität: Die Vulkan-Aktie kletterte um 6,46 Mark auf 9,90 Mark. Eine halbe Million Papiere wurden umgesetzt. Bereits am Freitag war die Aktie deutlich gestiegen. Die Frage bleibt, ob das interssierte Unternehmen an der Börse aktiv war oder ob Dritte an den erwarteten Kursgewinnen teilhaben wollten.

Vulkan-Konkursver-walter Jobst Wellensiek sieht die Übernahme-Interessenten eher skeptisch. Denn wer die Vulkan Verbund AG aus der Konkursmasse herauskaufen will, muß erstmal 200 Millionen Mark für einen Zwangsvergleich mit den von Wellensiek vertretenen Gläubigern auf den Tisch legen.

Unterdessen werden die Werte der Vulkan Verbund AG nacheinander verkauft. So will die Hamburger Hanse-Treuhand, deren Tochterfirma auch die beiden letzten Containerschiffe günstig abnimmt, dem Vulkan seine Anteile an einer chinesischen Werft abkaufen. Ein sogenannter „Letter of Intend“ist nach Angaben von Werft-Vertriebschef Heinz-Jörg Glahr unterzeichnet. Bis zum 5. Mai hat die Reederei Norwegian Cruise Lines Zeit, Finanzierung und Weiterbau des Kreuzfahrtschiffs-Rumpfes Costa 2 zu organisieren. Die Gespräche mit einigen Großwerften seien im Gange, dabei habe die Bremerhavener Lloyd-Werft gute Chancen, Subunternehmer zu werden und das Schiff seetauglich zu machen. jof