: 300 hanseatische Meter
■ Barsbüttler Ortsumgehung in Hamburg gegen Wohnungen in Barsbüttel
Die seit mehr als 20 Jahren umstrittene Ortsumgehung der Gemeinde Barsbüttel beschäftigt jetzt auch die Hamburger Politik: Am Donnerstag stimmte die Bezirksversammlung Wandsbek gegen die Stimmen der GAL einer Anbindung der geplanten Kreisstraße auf Hamburger Gebiet zu.
Für den Fraktionsvorsitzenden der Barsbütteler CDU, Fritz Brettschneider, steht damit dem Bau der südlichen Umgehungsstraße nichts mehr im Wege. Im Osten soll die zweispurige Straße an die A 1 angebunden werden, teilweise parallel zur A 24 verlaufen und im Stadtteil Jenfeld in die Barsbütteler Straße münden.
Bisher war das auf rund 30 Millionen Mark geschätzte Projekt am Votum des Bezirks Wandsbek gescheitert, der sich zuletzt 1992 gegen eine 300 Meter-Anbindung auf Hamburger Gebiet ausgesprochen hatte. Jenfeld sei ohnehin genug belastet. Die Barsbütteler hielten den Bau auf gemeindeeigenen Flächen für ebenso ungünstig; nichts geschah.
Die plötzliche Meinungswende der SPD Wandsbek – bis vor kurzem noch vehemente Gegnerin der Straße – ist nach Ansicht des grünen Fraktionsvorsitzenden aus Barsbüttel, Wulf Jütting, keineswegs auf reine Nachbarschaftshilfe zurückzuführen: „Dahinter stehen gezielte Interessen.“ CDUler Fritz Brettschneider bestätigt, daß ihm „Bürgermeister Voscherau in einem persönlichen Gespräch vor wenigen Wochen zugesagt hat, sich für die Umgehung auf Jenfelder Gebiet einzusetzen.“ Und das nicht ganz uneigennützig, glaubt Jütting: Für die Genehmigung der Straße könnte Hamburg „im Gegenzug“ Belegungsrechte für HamburgerInnen in Barsbütteler Sozialbauwohnungen geltend machen. Am 12. Januar 1995 wurde auf einer gemeinsamen Sitzung von Kommunalpolitikern und Behördenvertretern aus beiden Bundesländern diskutiert, daß Hamburg von den Randgemeinden Belegungsrechte erhalten soll.
Noch im Juni wolle der Hamburger Senat die Ortsumgehung absegnen, sagt Brettschneider. Wolf Jütting bleibt die Hoffnung, daß das Projekt dennoch scheitern wird, „weil der Kreis Stormarn für eine solche Straße gar kein Geld übrig hat.“ Und die Freundschaft reicht dann wohl doch nicht so weit, daß Hamburg die gesamten Kosten übernehmen möchte.
Heike Haarhoff
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