: Unterm Strich
„Sonntag: Michael Jackson gesehen – geweint.“ Die Premiere von Jackos „Ghosts“ wurde zeitgleich auf Sat.1 und im ausverkauften Berliner Zoo-Palast übertragen. Dabei handelt es sich um einen 35-Minuten- Film, in dem spinnenverwebte Menschen die gleichen Pirouetten wie Michael Jackson drehen, der sich zwischendurch in so gruselige Wesen wie einen Zombie, ein Skelett und einen Bürgermeister verwandelt. An diesen Special Effects hat Regisseur Stan Winston gearbeitet, der für die extreme Beweglichkeit der Saurier in „Jurrasic Park“ zuständig war. Ansonsten bekommt man einmal mehr vorgeführt, wie Jackson mit großen Kinderaugen auf die Welt schaut, in der er sich wie ein Alien fühlt – und dann greift er sich zuletzt doch noch tief in den Schritt. Die Story handelt von einem jungen Schloßherrn, den die Stadtoberen vertreiben wollen, bis er bei einem Wettgruseln gegen den Gemeindevorsitzenden gewinnt. Das alles ist eine extrem funky animierte Tanzrevue im Stil von Fred Astaire, Ginger Rogers oder Gene Kelly.
Davon können Musical-Pleitiers à la Kurz & Co. nur träumen: „Titanic“, eine Zehn- Millionen-Dollar-Produktion über den Untergang des Ozeandampfers, ist als bestes Musical des Jahres am New Yorker Broadway ausgezeichnet worden. Das Stück bekam am Sonntag fünf „Tony“-Preise zugesprochen: als bestes Musical, für Musik und Drehbuch, für das Bühnendesign und die Orchesterbegleitung. Ebenfalls mehrfach ausgezeichnet wurde die Neuauflage von „Chicago“, dessen Titelmelodie der eine oder die andere vielleicht noch von alten Bert-Kaempfert-Platten kennt. Das Stück über Frauen, die ihre Männer umbringen, aber dank eines gewitzten Anwalts nicht bestraft werden, erhielt Preise für die beste Regie, Choreographie und Beleuchtung.
Der „Glauser“, der als Hauptpreis der im „Syndikat“ zusammengeschlossenen Krimi- Autoren vergeben wird, ist am Samstag im friesischen Jever überreicht worden. Bei der elften „Criminale“, dem Treffen deutschsprachiger Kriminalschriftsteller, nahm der Berliner Hartmut Mechtel den mit 10.000 Mark dotierten Glauser für seinen Roman „Der unsichtbare Zweite“ entgegen. Das Preisgeld wurde Mechtel milieugemäß in gebrauchten, nicht registrierten Zehnmarkscheinen in einem abgewetzten Köfferchen ausgehändigt.
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