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„Der Bremer Flughafen ist sicher“

■ Interview mit dem Lufthansa-Piloten Volker Matschke über die Kritik der Pilotenvereinigung Cockpit (VC) an den Sicherheitsstandards des Bremer Flughafens

„Mangelhaft“– der Bremer Flughafen bekommt schon seit Jahren von der Pilotenvereinigung „Cockpit“(VC) schlechte Noten. Die Fluglotsen sind angeblich schlechter als auf anderen Flughäfen. Der Rollweg zur Startbahn 27 fehlt, so die Kritik der Piloten. Zwar soll er bis zum Ende des Jahres gebaut werden, in den kommenden Urlaubswochen müssen die Piloten (und ihre Fluggäste) allerdings noch ohne die Bahn auskommen. Ob der Bremer Flughafen tatsächlich so schlecht ist wie sein Ruf, wollten wir von Volker Matschke (35) wissen. Matschke ist Flugkapitän für den Airbus 320 bei Lufthansa und nicht Mitglied der VC.

Herr Matschke, die Vereinigung Cockpit hält nichts vom Bremer Flughafen. Wie sehen Sie das als Pilot?

Bremen ist ein sicherer Flughafen. Ich weiß aber, welche Bedenken die Piloten hegen. Einige der Mängel, die die Pilotenvereinigung kritisiert hat, sind schon behoben worden. Der sogenannte Luftraum „C“, in dem auch der Sichtflugverkehr von der Flugsicherung kontrolliert wird, ist inzwischen eingeführt worden.

Aber in Bremen fehlt der Rollweg zur Startbahn 27.

Natürlich gibt es ein Rollfeld. Das Rollfeld ist nur kleiner und führt nicht zum Startpunkt.

Und was bedeutet das in der Praxis?

In der Praxis bedeutet das, daß man einen Teil der Start- bzw. Landebahn zurückrollen muß, wenn man in Richtung Westen starten will. Für die landenden Flugzeuge heißt das, daß sie auf der Bahn umdrehen müssen, wenn sie in Richtung Osten gelandet sind. In dieser Zeit ist dann die Start- und Landebahn besetzt. Das ist der Nachteil, wenn eine Zuleitung fehlt. Das ist aber ein verkehrstechnisches Problem und kein Sicherheitsrisiko. Außerdem wird der Rollweg ja jetzt gebaut.

Ist das nicht gefährlich, wenn die Flugzeuge so herummanövrieren müssen?

Nein, gefährlich ist das nicht. Die Bahn wird ja freigehalten. Das ist früher sogar üblich gewesen. Auf den Flughäfen vieler Ferienorte ist das heute noch so. Man rollt auf die Bahn, und wenn es keinen Rollweg gibt, blockiert man die Bahn. Das heißt lediglich, daß kein anderes Flugzeug landen und starten kann.

Also mit anderen Worten, in Bremen ist es nicht anders als auf den Flughäfen vieler Ferienorte?

Ja. Im Vergleich zu den Flughäfen in Deutschland ist das allerdings unter dem Standard. Die deutschen Flughäfen sind so hoch frequentiert, daß sie sich diesen Luxus nicht leisten wollen. Es sollen möglichst viele Flugzeuge starten und landen. In Frankfurt, Hamburg und München zum Beispiel gibt es deshalb Rollwege, die bis zum Startpunkt führen.

Bremen hat aber mit 2.000 Metern eine sehr kurze Startbahn.

Stimmt. Von den großen deutschen Flughäfen hat Bremen tatsächlich die kürzeste Startbahn. Die Bahnen in Düsseldorf und Leipzig sind aber auch nicht viel länger. Mit einem vollen Jumbo könnte man nicht von Bremen aus starten, aber wir fliegen Bremen ja auch mit kleineren Flugzeugen an, für die diese Länge ausreicht.

Die VC geht auch mit den Bremer Fluglotsen hart ins Gericht. Im Unterschied zu anderen Flughäfen könnten sie den Piloten bei kritischen Wetterlagen nicht die ganz aktuelle Windgeschwindigkeit nennen, sondern nur den Mittelwert der letzten zwei Minuten. Ist das schlimm?

Die Erfahrung, daß die Fluglotsen auf dem Bremer Flughafen schlechter sein sollen als die auf anderen Flughäfen, habe ich nicht gemacht.

Welchen Rat würden Sie Ihren Freunden geben – vom Hamburger oder vom Bremer Flughafen aus in die Sonne zu fliegen?

Ich würde ihnen den Flughafen empfehlen, der dichter dran ist.

Interview: Kerstin Schneider

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