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Unterm Strich

Alle haben vorgelesen, einer hat gewonnen: Der diesjährige Ingeborg-Bachmann-Preis geht an den in Chieming lebenden deutschen Autor Norbert Niemann (Jahrgang 1961). Die achtköpfige Jury entschied sich bei der Vergabe erst im zweiten Durchgang. Die Auszeichnung ist mit umgerechnet 35.700 Mark dotiert. Alles weitere wird der Kollege fürs Literarische, so er denn morgen aus Klagenfurt zurückgekehrt ist, en détail berichten.

In den Streit um Pablo Picassos bekanntestes Monumentalgemälde „Guernica“, (siehe taz vom 22. 5.) hat sich nun auch Claude Picasso, der Sohn des Malers, eingemischt. Der 59jährige sprach sich am Samstag in mehreren spanischen Zeitungen mit Nachdruck dagegen aus, das Bild von Madrid in die nordspanische Industriestadt Bilbao zu transportieren und es dort vorübergehend im neuen Guggenheim-Museum auszustellen. „Das Guggenheim-Museum und die Politiker, die den Transport verlangen, handeln verantwortungslos“, sagte Claude Picasso, der Sprecher der Picasso-Familie, der Zeitung El Pais in Paris. „Es gibt in ganz Spanien und ganz Europa keinen Lastwagen, der das Gemälde transportieren könnte.“ Der Kulturausschuß des spanischen Parlaments hatte am Mittwoch die Regierung aufgefordert, dafür zu sorgen, daß das Antikriegsbild für die Eröffnung des Guggenheim-Museums im Oktober in die baskische Metropole gebracht werden könne.

Kurzweiliges von Marcel Reich-Ranicki: Dem Kritiker gefällt die Vergabepraxis des Literaturnobelpreises nicht mehr. John Updike hätte den Preis verdient, wahrscheinlich bekomme ihn aber ein Autor aus Nord-Korea oder Kirgisien, sagte der Literaturkritiker der Bild am Sonntag. Kaum noch Chancen hätte Günter Grass, dessen letzte Bücher mißlungen seien. Aber in Stockholm gebe es immer wieder Überraschungen, fügte Reich-Ranicki hinzu. Er habe der Königlichen Akademie in Stockholm einmal Heinrich Böll empfohlen, der den Preis dann auch bekommen habe. Später habe er neben Updike auch Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt und Graham Greene vorgeschlagen. Von denen habe ihn keiner erhalten.

Auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände soll nach dem Willen der städtischen Museen für 9,5 Millionen Mark ein Dokumentationszentrum zur NS- Geschichte eingerichtet werden. „Das Zentrum ist eine angemessene Antwort auf das große öffentliche Interesse und die Verpflichtung, sich mit der eigenen Verantwortung auseinanderzusetzen“, heißt es in einer Broschüre zu dem Projekt, das am Samstag vorgestellt wurde. Die Kosten müßten zum Großteil vom Bund und dem Freistaat Bayern übernommen werden. Der Bund habe seine Zustimmung bereits unter der Bedingung angekündigt, daß sich Bayern ebenfalls beteiligt, hieß es. Das Reichsparteitagsgelände wird jährlich von mehr als 100.000 Menschen besucht.

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