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Das Elend des Kinderalltags

■ betr.: „Fast eine Million Kinder empfangen“, taz vom 18.6. 97

Daß die Kinderärzte nun auf die schwerwiegenden Folgen elterlicher Armut für die Kinder aufmerksam machen und damit endlich eine Resonanz erzielen, ist schon sehr erfreulich. [...]

Zu den rund eine Million Kindern in Deutschland, die von Sozialhilfe leben müssen, kommt noch das Problem der Kinder von Arbeitslosen, die seit 1984 sträflicherweise nicht mehr statistisch erfaßt werden. Ihre Zahl wird mittlerweile auf zwei bis drei Millionen Mädchen und Jungen geschätzt – und darin ist die „Dunkelziffer“ noch gar nicht enthalten.

Auch diese Kinder leiden erheblich unter der Situation ihrer Eltern, sowohl gesundheitlich als auch psychisch. Im Rahmen des Betreuungsprojektes, das unser Verein seit mehr als zehn Jahren für betroffene Mädchen und Jungen in Hamburg durchführt, bekommen wir es täglich zu spüren: Armut macht krank! Die Verhaltensmuster der perspektivlosen und oft von Selbstmitleid geprägten Eltern übertragen sich recht bald auf den Nachwuchs, auch er ist nicht in der Lage, das Elend des Alltages zu bewältigen. Hinzu kommt die Ausgrenzung im schulischen Alltag: „Wir haben doch eh kein Geld“, lautet die resignierte Antwort auf die Frage nach der heutzutage doch so wichtigen Freizeitgestaltung oder dem Kleidungskauf.

Daß hinter dieser Entwicklung eine soziale Zeitbombe steckt, mahnt unsere Organisation ebenfalls seit Jahren an. Doch getan wurde trotz der zahlreichen Appelle nichts – weder bei der Schaffung von Lehrstellen, noch bei der Bereitstellung von ausreichend Freizeitmöglichkeiten oder der staatlichen Unterstützung von gemeinnützigen Anlaufstellen für diese Kinder. Wolfgang Lütjens, Pressespre-

cher der Deutschen Hilfe für

Kinder von Arbeitslosen e.V.,

Hamburg

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