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Ausgrenzende Sprache

■ betr.: „Türken bevorzugen ihre heimatlichen Medien“, taz vom 20. 6. 97

Wer Artikel mit solchen Überschriften versieht, sollte sich nicht wundern, wenn Dritte den Wunsch entwickeln, die MigrantInnen „dahin zurückzuschicken, wo sie hingehören“. Auch wenn in der Pressemitteilung des Bundespresseamtes der Begiff „heimatsprachlich“ benutzt wird, so ist es doch nicht notwendig, diese ausgrenzende Sprache auch in der taz weiterzuverwenden. Wie man das Wort Heimat und seine Implikationen ein bißchen besser umgehen kann, zeigt zu diesem Thema die Frankfurter Rundschau: „Türken in Deutschland bevorzugen muttersprachliche Medien.“ Eine weitere Möglichkeit wäre der Begriff Herkunftssprache.

Daß auch in diesem Artikel Frauen, türkischsprachige Migrantinnen, außen vorbleiben, gehört ja nun schon zum guten Ton der taz.

Der Umgang mit Statistik scheint eine wahrhaft schwere Angelegenheit zu sein. Weiland schreibt: „Immerhin greifen 70 Prozent zu regionalen deutschen Tageszeitungen.“ Dies ist jedoch ein etwas übertriebener Teil der Realität, denn: 32,6 Prozent der Untersuchten lesen gar keine Tageszeitung, von den Verbliebenen lesen 55,7 Prozent nur türkischsprachige Zeitungen. Deutschsprachige Tageszeitungen werden also von zirka 30 Prozent konsumiert, von denen dann 70 Prozent u.a. zu Regionalblättern greifen – das sind 21 und nicht 70 Prozent von allen. [...]

Im Bezug auf die Fernsehgewohnheiten schreibt Weiland vom Zappen zwischen deutschen und Heimatsendern – und hat dadurch zum wiederholten Male hier geborene, lebende und hier bleibende Menschen ausgegrenzt. Das Hindurchlavieren durch die Bilder der idealisierten multikulturellen Gesellschaft und nahezu kulturrassistischer Vorstellungen führt zum Absturz. Das Bedürfnis nach Journalismus in einer Herkunftssprache, nach Medien, in denen den Eingewanderten oder aber Informationen aus einem der Herkunftsländer mehr Platz zukommt, läßt sich auch anders fassen als über den Begriff Heimat, und wie es scheint, wird dies auch unter sogenannten Türken so gesehen, wo es zum Beispiel vermehrt ein Nachdenken über die Notwendigkeit eigensprachlicher, aber aus der hier lebenden Minderheit hervorgehender Medien gibt. Jörn Sudhoff, Hamburg

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