Klinischer Umweltschutz

■ Meinungsverschiedenheiten um die Qualität von Umweltschutzmaßnahmen an Hamburgs Krankenhäusern

Zornig reagiert die Hamburgische Krankenhausgesellschaft (HKG) auf die Aufforderung der Verbände der Ersatzkassen (VdAK/AEK), die 43 Krankenhäuser der Hansestadt sollten sich stärker als bisher für den Umweltschutz engagieren (taz berichtete). „Wir sind stinkend sauer über den Verband“, schimpft HKG-Sprecher Siegmar Eligehausen.

Hamburgs Krankenhäuser seien in Sachen Umweltschutz bundesweit führend, empört sich Eligehausen. „Da mußte wohl jemand eine Pressemitteilung zum internationalen Umwelttag am 5. Juni loswerden“, kann er sich die Kritik nicht anders erklären. Während das Gesamtaufkommen von hausmüllähnlichem, krankenhausspezifischem und infektiösem Abfall nach Berechnungen der Umweltbehörde in Deutschland zwischen 2,3 und 3,3 Kilogramm pro Bett und Tag liegt, fallen in Hamburger Krankenhäusern nur 1,8 bis zwei Kilo an.

„Die Spar-Vorschläge des Verbandes, die angeblich von Experten kommen, sind nicht viel wert“, findet Eligehausen. So sei es nicht möglich, die Warmwassertemperaturen auf 40 Grad herabzusetzen. In Leitungsabschnitten, in denen das Wasser stehe, entwickelten sich ansonsten gefährliche Bakterien, die im schlimmsten Fall tödlich sein könnten. Auch sei es undenkbar, ältere Menschen „bei einer Raumtemperatur von 19 statt bisher 22 Grad frieren zu lassen.“ Trockensubstanzen für die Entwickler und Fixierer in der Röntgenabteilung hält der HKG-Sprecher „für ökologischen Schwachsinn.“ Sinnvoller sei, die derzeit benutzten Flüssigkeiten zu recyclen.

„Es gibt Umweltmaßnahmen, die nichts kosten, und die die Krankenhäuser umsetzen sollten“, beharrt VdAK-Sprecherin Vera Kahnert auf ihrem Standpunkt. Auf das Wort Kosten reagiert Eligehausen nur allergisch: „Wir fordern seit langem, daß Stellen für hauptamtliche Umweltbeauftragte in Krankenhäusern finanziert werden.“ Das hätten die Ersatzkassen-Verbände bislang abgelehnt. Nur am UKE und dem Amalie-Sieveking-Krankenhaus existierten solche Stellen, die aber aus eigenen Mitteln bezahlt würden.

Wie umweltbewußt sie sind, wollen die Hamburger Krankenhäuser lieber an ihrem eigenen, zweiten Umwelttag am 15. September zeigen. hh