: Ruhestörungen in einer der besten Bremer Kulturstuben
■ „Herr Aber“und eine Gruppe namens „Stattwerk“präsentieren am Sonntag ein „performatives Ereignis“im Focke-Museum
Sicherlich kannte Eric Satie nicht den Begriff „Performance“als er den „RelÛche“konzipierte. Seinerzeit lief so etwas unter der schlichten Bezeichnung „Ballett“und erregte trotzdem die Gemüter, weil es eben keines war.
Vermutlich hatten die Verantwortlichen im Focke-Museum keine Vorstellung davon, was passiert, wenn sie sich für ein „performatives Ereignis“zu einer Design-Ausstellung junge Künstler ins Haus holen. Zumindest gab es in Bremens „guter Kulturstube“noch nie zuvor Beschwerden wegen Ruhestörung. Bis eben diese jungen Leute mit ihren Proben loslegten.
Mit Satie hat die Musik der Bremer Band „Herr Aber“nichts mehr zu tun, auch wenn sie sicherlich mit dessen Minimalismus sympathisiert. Zum performativen Ereignis „Stattwerk macht Stückwerk“wurde einzig das Konzept des Titels „RelÛche“übernommen: einer Dramaturgie aus Objekten und einer Kapelle in der Warteschleife.
Das szenische Spektakel teilt sich in drei Akte. Im ersten Teil sollen Objekte, die von einer StudentInnengruppe der Universität entwickelt wurden, aufgebaut werden. Das Intermezzo füllt eine Dia-Show unter den Titeln „Nudeln“oder „Tiere schauen mich an...“. Der dritte Akt schließlich offenbart die Objekte in ihrer jeweiligen Funktion, wobei z.B. eine Strumpfhosen-Installation mit Gips ausgegossen ihre Form vollendet...
Passend dazu zerstückeln die „Herren Aber“eigene Kompositionen mit ungewöhnlichem Instrumentarium. Von Samples und dem virtuosen Schlagzeug des Herrn Bosse begleitet, wird Bandmitglied Perdie Blumm gar einen Elektromotor an die Saite setzen. Nach eigener Vorstellung will man, so Bassist Lumpi, „rumsphären“und die Aktion mit flächigen ambient-artigen Strukturen begleiten.
Versprochenes Highlight des Abends könnte auch die Präsentation eines bisher unveröffentlichten Gespräches zwischen Joseph Beuys und dem Designer Philippe Starck sein. Bei einem zufälligen Treffen auf dem Düsseldorfer Flughafen mitgeschnitten, dokumentiert es einen Streit über Elitäres: ob nun „jeder Mensch ein Künstler“sei (Beuys) oder jeder Mensch vor allem „Hausfrau“(Starck), läßt sich behaglich hinterfragen an einem lauen Sommerabend im Focke-Garten. Helene Hecke
„Stattwerk macht Stückwerk“am Sonntag, 13. Juli, um 21 Uhr im Focke-Museum
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