: Kreative Gedanken stecken im Hals
■ Das 0:2 gegen die Bayern zeigt die Verständnisprobleme zwischen Dortmunds neuem Trainer Scala und seinen Spielern
Augsburg (taz) – Die beiden Italiener erhoben sich und standen zwei Torten gegenüber. Verdattert blickten Nevio Scala und Giovanni Trapattoni auf die großen Kuchen, die den Dank der Augsburger für das Gastspiel der Dortmunder gegen die Münchner ausdrückten. Von hinten hatten sich die Schenker aufs Podest der Pressekonferenz geschlichen, weshalb die zwei Mailänder erst mal gar nicht wußten, daß sie artig zu lächeln und zu danken hatten.
Beim Champions League-Sieger Borussia Dortmund erwartet man von der Beziehung Scalas zur Mannschaft einen ähnlichen Verlauf: Anfängliche Verwirrung löst sich auf in allgemeinem Wohlgefallen. Noch allerdings haben der neue Trainer und seine Mannschaft Beziehungsprobleme, wie sich beim 0:2 im Liga-Pokal-Halbfinale gegen Bayern München (Tore: Elber, 29.; Babbel, 70.) zeigte. Tragisch bis komisch ging es am Mittwoch zu. Etwa wenn Heinrich linksaußen winkte und ihn keiner sah, oder wenn Sousa sich erst mal das Trikot in die Hose stopfte, und der Konter dadurch ausfiel.
Im Sturm standen und warteten Chapuisat und Riedle, später Herrlich, dahinter verirrte sich Möller im Niemandsland. Im rechten Mittelfeld wurde Ricken entweder vergessen, oder seine Pässe landeten beim Gegner. In der Zentrale des Borussen-Spiels drehten sich Sousa und Lambert ohne erkennbare Wirkung nur um ihre eigene Achse. Für letzteren kam in der zweiten Halbzeit Zorc, bemerkt hat ihn freilich keiner.
„Phantasie im Angriff“ hatte Scala im kicker-Interview gefordert. Die kreativen Gedanken bleiben aber derzeit noch auf dem Weg vom Hirn in die Beine im Hals stecken. Wie gelähmt und lustlos wirkte das meist.
Der Schuldige für den müden Kick ist schnell gefunden. Die Mannschaft hat sich kaum verändert, dafür aber der Trainer. Und der weiß noch nicht so richtig, was er will. Ja, Ideen habe er, sagte Scala, aber „ich muß alle meine Mannschaft kennenlernen“. Weshalb er erst mal ausprobiert, ein bißchen Viererkette hier, ein wenig Manndeckung dort, mal mit einem Stürmer (gegen Bochum) und mal mit zweieinhalb (gegen München).
Die Mannschaft überfordert das alles noch, so sehr, daß die Dortmunder Spieler ob der vielen neuen Dinge in diesen ersten drei Wochen gar nicht mehr wissen, wie ihnen geschieht. Unterschiede zu Hitzfeld? „Sehr schwer zu sagen, wir trainieren sehr viel“, sagte Möller. „Es ist für uns alle neu, das Training ist hart“, sagte Freund. Mehr Kondition vielleicht oder mehr Technik? „Das geht zu sehr ins Detail“, wiegelte der Verteidiger ab. Zumindest reden sie miteinander. Ja, der Trainer diskutiere seine Ansichten mit der Mannschaft, gab Freund zu.
Bis zum 3. August ist Zeit, sämtliche Beziehungskrisen auszuleben, dann gibt die Borussia ihren Saisonauftakt bei Hertha BSC. Ach ja, Verletzte gibt es, wie immer. Nach Augsburg statt zwei (Reuter, Sammer) fünf: Riedle hat's am Oberschenkel, Lambert am Hals, und Freund hat einen Muskelfaserriß. Simon Thiel
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen