piwik no script img

Bremer Uni zeigt Welt-Naturerbe

■ Ausstellung im Fachbereich Geowissenschaften gibt Einblick in Urzeit

Als die Pferde noch so groß wie Foxterrier waren, waren die Dinosaurier gerade ausgestorben und der Mensch noch gar nicht in Sicht. Das war vor 50 Millionen Jahren, in der sogenannten Erdneuzeit (Tertiär).

Aus dieser Zeit stammen die ältesten Fundstücke der Fossilien- und Bildtafelausstellung im Geo-Gebäude der Uni Bremen. Konzipiert wurde die Wanderausstellung vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz. Diese weltweit einmalige Forschungssammlung ist deswegen so besonders, weil ihre Ausstellungsstücke in außergewöhnlich gutem Zustand sind. Die UNESCO erklärte einen Fundort der Fossilien 1996 sogar zum Welt-Naturerbe. StudentInnen und WissenschaftlerInnen des Fachbereichs Geowissenschaften helfen seit Jahren bei den Ausgrabungsarbeiten in der Grube Messel bei Darmstadt, und im Westerwald bei Enspel. Im Messel-See sind die Fundstücke 50 Millionen Jahre, im Steinbruch bei Enspel „nur“26 Millionen Jahre alt. In der Uni gibt es allerlei versteinerte Vorfahren unserer heutigen Tiere zu sehen: zum Beispiel Urzeit-Fische, eine Flugmaus oder einen hüpfenden alten Verwandten unseres Igels. Für die Freunde der versteinerten

Flora: filigrane Blattstrukturen laden zum genauen Hinschauen ein.

Die Funde sind deswegen so gut erhalten, weil sie in einer Öl-Schieferschicht - für die Nachwelt perfekt konserviert - luftdicht eingeschlossen waren. „Man kann sogar den Mageninhalt mancher Fossilien so genau erkennen, daß wir heute wissen: die Urpferde haben Weintrauben gegessen“, erklärt Elisabeth Kuster-Wendenburg, die im Fachbereich Geowissenschaften lehrt und die Betreuung der Ausstellung übernommen hat. Gerade der Pferdestammbaum ist ein Paradebeispiel für die Erforschung und Darstellung der Evolution. Dadurch, daß in Messel bis heute siebzig Urpferdchen -auch Fohlen und trächtige Stuten - gefunden wurden, ist eine so umfassende Dokumentation zum ersten Mal möglich worden.

Anhand der großen Anzahl von Funden lassen sich sogar zwei Lebensbilder aus der Erdgeschichte rekonstruieren. Im Westerwald bei Enspel gab es vor 26 Millionen Jahren ähnliche Buchen und Eichen wie heute. In Messel bei Darmstadt, der älteren Fundstelle, herrschte in der Urzeit ein tropisches Klima mit hohen Palmen und Teesträuchern. Wer einen Blick in die Urzeit werfen möchte, kann das seit gestern bis zum 31. August, montags bis freitags von 8 bis 19 Uhr. Der Weg ist am Campus ausgeschildert. K.K.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen