Weiße Hosen aus Athen (3): Few words, Frau Braun?
■ Selbst der berühmte Frank Busemann kann die Griechen nicht begeistern
Herr Simitis hatte das schön formuliert. „Unser Applaus kommt von Herzen und wird die Athleten zum Sieg und Erfolg begleiten“, versprach der Premierminister. Vor der WM. Danach allerdings schnappte sich der Pasok-Chef ein paar Aktenordner, ließ wissen, er habe einiges abzuarbeiten (Innen- und Außenpolitisches, heißt es), und zog sich zügig auf das Kykladeninselchen Sifnos zurück.
Dort oder anderswo sitzt vermutlich auch der Rest Athens.
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Nach einem langen, harten und erfolgreichen Tag schnappte sich also die Königin der Athletinnen im Ziel des 800-Meter- Laufs eine deutsche Fahne. Sie hüpfte eine Ehrenrunde, sie wedelte, sie winkte in die Ränge.
Ein lustige Figur läßt Sabine Braun auch noch 60.000 Dollar zukommen
Nanu? Wo sie doch als unterkühlt gilt? „Das hier“, sagte Siebenkämpferin Sabine Braun erklärend, „übersteigt alles.“ Es war ein großer Moment für sie. Sechs lange Jahre nach ihrem ersten WM-Titel in Tokio hat sich auch ihre Laufbahn glücklich vollzogen. Schade eigentlich, daß das Olympiastadion zu diesem Zeitpunkt schon ganz leer war. Es wäre womöglich noch schöner gewesen. Später war Braun (32) scheinbar wieder die alte, also spröde. Als man sie zum obligatorischen Jauchz-Statement aufforderte, sagte sie nämlich bloß: „Well.“
Und als man es noch mal versuchte („A few words, Frau Braun?“), wieder: „Well.“ Was das alles bedeutet? Viel. Hätte ja sein können, daß Atlanta bereits die Katharsis war. War es aber nicht. Nun läßt ihr eine lustige Figur („Primo“) zum Gold auch noch 60.000 Dollar zukommen. All's well that ends well. Applaus. Der Vorhang kann fallen.
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Viel reden muß die 400-Meter-Weltmeisterin Cathy Freeman über ihr Leben als Aborigines in Australien, die Probleme, die Diskriminierung. Einmal wollte man auch was zum Rennen wissen. Ob sie eigentlich gesehen hätte, wie die Silbermedaillengewinnerin Sandie Richards (Jamaika) neben ihr bedrohlich aufkam? „Wie hätte ich“, sagte Freeman (1,64 Meter/52 kg), „etwas nicht sehen können, was so schwarz und so groß ist wie Sandy?“ Richards (1,77 Meter/68 kg) schlug die Hände vors Gesicht, Bronzemedaillengewinnerin Miles-Clark (1,70 Meter/60 kg) mußte sie trösten.
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Gestern mittag beim Zehnkampf war es immer noch leer und still. Nicht einmal der berühmte Busemann interessierte die Griechen. Vielleicht hatten sie sich auch tags zuvor verausgabt. Zunächst mußte man dem Hochspringer Lambros Papakostas ins heutige Finale helfen. Vielleicht kann ja der Olympia- Sechste eine Medaille gewinnen. Mit den Sprintern Pavlakakis und Papadias war das ja nun trotz gutgemeinter Hilfe von allen Seiten gar nichts. Die Dreispringerin Olga Vasdeki hatte man allerdings fast soweit. Im fünften Versuch überholte sie mit 14,62 Meter die Ukrainerin Jelena Goworowa. Mächtig schwoll da der Jubel – für die paar Leute. Und dann ging ein noch viel mächtigeres Pfeifen los. Goworowa war nämlich dran. Das war nun „eine ziemliche Überraschung“, sagte die, „und zwar keine erfreuliche“. Sie ist nämlich eine ganz reizende, ganz nette, ganz blonde junge Frau und hat das bestimmt nicht verdient. „Na wartet“, dachte sie bei sich, „euch werde ich es zeigen.“ Was soll man sagen: „Ich tat es.“ 14,67 Meter. Da war wieder betretene Stille im weiten Rund. pu
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