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■ VorschlagCool and most dangerous: HipHop zwischen Kreuz und Taufbecken

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Cool and most dangerous: HipHop zwischen Kreuz und Taufbecken

Missioniert wird aber nicht... Foto: Matthias Lüdecke

Die DJs stehen hinter dem Altartisch. Die MCs rappen direkt vor dem Taufbecken, das Kreuz im Rücken. Und die HipHop-Gemeinde darf durch den ganzen Kirchenraum zucken. Das, was heute abend in der Baptistengemeinde Wedding passiert, ist als „Party des Jahres“ angekündigt. Veranstalter sind „Cool and most dangerous“ (CMD) – ein Zusammenschluß von früher verfeindeten deutsch- türkischen HipHop-Gruppen aus Berlin, die irgendwann erkannt haben, daß alle gleich cool sind und Rappen am besten verbrüdert zu erledigen ist. In der Kirche tun sie es allerdings zum ersten Mal.

Die evangelisch-freikirchliche Gemeinde Wedding findet HipHop schon länger cool. Vor einigen Jahren hat Hendrik Kissel, der sich als „Streetworkerpastor“ versteht, die Räume für die Jugendlichen aus dem Viertel geöffnet, die dort regelmäßig eine HipHop- Disko organisieren: „Das ist einfach eine Chance für die Jüngeren vom Kiez, Deutsche und Türken, sich an einem Ort zu treffen, wo sie sich sicher fühlen. Die städtischen Jugendzentren sind nämlich fest in der Hand von bestimmten Gangs, da trauen sich die weniger brutalen Leute gar nicht rein“, erklärt Kissel.

Die jungen HipHopper revanchieren sich, indem sie für die Omis der Gemeinde „Kirche machen“. Schon mehrmals haben sie coole Gottesdienste mit Musik, Rap und Breakdance gestaltet. Und da „Cool and most dangerous“ als friedlicher Gang-Zusammenschluß das Motto „peace, brother“ nicht fremd sein dürfte, hatte Veranstalter Benjamin Stürkat, Berliner Ursprayer und Christ, keine Probleme, seinen HipHop-Kollegen die Location schmackhaft zu machen, zumal der Saal umsonst ist. Stürkat, der als Zielgruppe eher den „denkenden Teil der Szene“ angibt, hat für die Party in der Kirche die „most dangerous“ des deutschsprachigen HipHop gewonnen. Headliner sind Too Strong aus Dortmund, die mit ihrem Song „die rabenschwarze Nacht“ in letzter Zeit öfter auf Viva und MTV herumturnen. Außerdem kommen No Remorz aus Bremerhaven, Stieber Twins aus Heidelberg, Spax aus Schüttdorf und Basic Elements und Runex&Soloist aus Berlin. Als DJs sind Showcase und Mirko Machin angekündigt, außerdem legen Stylewarz, Hype& Domian und Brocke&Chris auf. Pastor Hendrik Kissel sagt die Gruppen an, hält sich aber sonst raus: „Wir wollen niemandem auf die Nerven gehen, missioniert wird nicht.“ Elke Buhr

CMD HipHop-Festival, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Wedding, Müllerstr. 14a, ab 21 Uhr

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