piwik no script img

Sekten-Arzt Hartmut Hopp in Chile festgenommen

■ Nummer zwei der Colonia Dignidad wollte nach Haftbefehl außer Landes fliehen

Parral (AFP) – Der Vize-Chef der berüchtigten Colonia Dignidad in Südchile, Hartmut Hopp, hat sich gestern durch Flucht seiner Verhaftung entziehen wollen, wurde aber nach einer dramatischen Verfolgungsjagd gestellt. Der 52jährige Arzt wurde nach Polizeiangaben in der Nacht an einer Polizeisperre aufgehalten. Der Wagen durchbrach die erste Sperre und fuhr mit hoher Geschwindigkeit von der Colonia weg Richtung Norden. Er wurden nach sechs Kilometern gestoppt.

Der gegen die Siedlung ermittelnde Sonderrichter Hernán González hatte am Vortag die Verhaftung Hopps wegen Komplizenschaft bei Fällen von Kindesmißbrauch durch den untergetauchten Führer der Siedlung, Paul Schäfer, angeordnet. Der Fluchtwagen wurde um 4.20 Uhr Ortszeit angehalten. Hopp saß den Polizeiangaben zufolge mit zwei weiteren Männern im Auto und steuerte dieses nicht selbst. González ermittelt gegen die Führung der Colonia nicht nur wegen Kindesmißbrauchs, sondern auch wegen Steuerhinterziehung, Freiheitsberaubung und Widerstands gegen die Staatsgewalt. Außerdem untersucht er seit neuestem die seit vielen Jahren erhobenen Vorwürfe, wonach in der Kolonie während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet in den 70er und 80er Jahren linksgerichtete Regimegegner gefoltert und ermordet wurden. Hopp war vor elf Tagen bei der Rückkehr von einer Argentinienreise in Santiago de Chile vorübergehend festgenommenen und verhört worden, kam aber danach wieder auf freien Fuß. Portrait Seite 11

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen