■ Nachgetreten: Viel Feind, viel Ehr
Derzeit gibt es wenig Positives über den HSV zu berichten. Vereinsführung und sportliche Leistungen sind gleichermaßen desolat. Umso erfreulicher, daß wenigstens die vierteljährlich erscheinenden Supporters News – Mitteilungsblatt des HSV-Supporters Club ihr Haupt aus dem trüben Sumpf der Mittelmäßigkeit erheben.
Während Publikationen aus der Feder von Fußballfans oft in holprigem Stil die x-te Variation von „Wein, Weib und Gesang“ behandeln, heben sich die SN nicht nur stilistisch vom Gros der Konkurrenz ab. So sorgten die RedakteurInnen kürzlich bundesweit mit einer Karikatur für Schlagzeilen: Unter der Überschrift „Meister, UEFA-Cup, graue Maus, bodenlose Tiefe“ war ein Düsenjet der Möhlmann-Airlines im Sturzflug abgebildet. Präsident Wulff – viel Feind, viel Ehr – sah sich genötigt, die SNler zu maßregeln und sprach ihnen ab, „echte HSV-Fans“ zu sein.
Ein Vorwurf, der an den Gescholtenen abprallt, schließlich wollen sie kritisch berichten – auch gegenüber dem eigenen Verein. So muß das Westkurvenpublikum lesen, es sei „kaum zu Demonstrationen zuschauerlicher Geschlossenheit“ und „zur Durchsetzung ureigener Interessen“ zu bewegen.
Zu kritisieren ist hingegen, daß auch die SN einer bei Fans beider großer Hamburger Fußballvereine zu beobachtenden Unsitte frönen: Bei der Namensnennung des Lokalrivalen mutieren vernünftige Erwachsene zu geifernden Furien. Passagen wie „St. Pauli ist der Klub der Fußballdesinteressierten“ lassen den Autor am eigenen Anspruch scheitern, „in möglichst sachlicher Manier die besonderen Eigenarten der Fans unseres kleinen Rivalen zu untersuchen“. Dennoch: Die SN (HSV Supporters Club, Rothenbaumchaussee 125, 20149 HH) beweisen, daß Fußballfans zu weitaus mehr fähig sind, als ihnen gemeinhin zugetraut wird. ruf
Zum letzten Saisonspiel in Dortmund am 17. Juni bietet der Supporters Club noch Karten für 120 Mark an (Eintritt und Fahrtkosten). Anmeldung dienstags und donnerstags von 17 bis 20 Uhr unter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen