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Königliche Wegweiserin

■ Eine Durchlaucht mischt mit beim Deutscher Kartographentag im CCH: Hamburg-Stadtplan jetzt auf CD-Rom Von Kerstin Meier

Falk-Stadtpläne sind out, Stadtpläne auf CD-Rom sind in, wenn man den seit gestern in Hamburg versammelten ExpertInnen glauben mag. Der 44. Deutsche Kartographentag erfreut sich königlicher Begleitung auf der Suche nach neuen Pfaden: Die thailändische Kronprinzessin Maha Chakri Sirindhorn kam extra zur Eröffnung ins Congress Centrum Hamburg (CCH). Unter dem Motto „Kartographie im Norden“ und der Schirmherrschaft von Bausenator Eugen Wagner – der für die ungenauen Hamburger Radwegekarten verantwortlich zeichnet – beschäftigen sich die etwa 1000 TeilnehmerInnen unter anderem mit den neuesten technischen Entwicklungen auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Erarbeitung von Landkarten. Eine dieser Neuigkeiten, dem hohen Gast aus Südostasien als Gastgeschenk überreicht: Ein Stadtplan von Hamburg auf CD-Rom.

Bislang bevölkern herumirrende Touristen die Hamburger City, bemüht, ihre durch häufigen Gebrauch reichlich zerfledderten Stadtpläne wieder patentzufalten – ohne dabei Geduld und Nerven zu verlieren. Künftig bedürfen sie nur noch eines Laptops: Per CD-Rom können Straßennamen oder Sehenswürdigkeiten aufgerufen werden.

„Eine Karte anzufertigen, war früher eine Kunst und sehr zeitaufwendig“, so Ekkehard Matthias, Öffentlichkeitsarbeiter des Kongresses. “Machte der Kartograph versehentlich einen Tintenklecks, mußte er ihn zum Beispiel als Fliege ausgestalten.“ Heute dienen Karten dem reinen Informationswert und müssen auf einen Blick die nötigen Infos liefern.

Die Computer-Kartographie macht es möglich: Neuerdings ersetzen Zeichen die früher üblichen Beschriftungen. Polizeistationen zum Beispiel sind durch einen Polizeistern gekennzeichnet oder Krankenhäuser durch ein Kreuz in einem weißen Ring. Nähere Infos (wie etwa der Name des Krankenhauses) können dann unter dem entsprechenden Stichwort abgerufen werden.

Ihre thailändische Durchlaucht zeigte sich angetan: „Landkarten und Stadtkarten vermitteln einen viel besseren Überblick über die kulturgeschichtliche Entwicklung als der eigene persönliche Standort erlaubt und tragen zum besseren Verständnis der globalen Entwicklung bei“, begeisterte sich die 40jährige Tochter von König Bhumipol und Königin Sirikit. Die promovierte Historikerin, die auch Kartographie, Kunst und Archäologie studiert hat, muß es wissen. Die ledige Buddhistin, 1977 von ihrem Vater zur Thronfolgerin ernannt, war schließlich Schülerin von Professor Ulrich Freitag, dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Kartographie.

Doch wenn sie heute zum Tee zu Bundespräsident Roman Herzog fährt, muß ihr Fahrer den Weg ganz altmodisch mithilfe des Autoatlanten suchen.

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