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Kutips zum Wochenende

So langsam ist's auch uns peinlich, und niemandem können wir es nach dieser bewegenden Woche auf den Seiten der Bremer taz-Kultur verübeln, wenn er glaubt, sein Abonnement jener hochseriösen Tageszeitung mit Hauptsitz in Berlin habe sich quasi über Nacht verwandelt in den dauerhaften Bezug der St. Pauli-Nachrichten. Allein, der Lesende irrt, nicht wir haben es verbockt, daß die letzten Tage offenbar ganz im Zeichen jener Regionen zwischen Bauchnabel und Kniekehlen standen. In Disotheken pinkeln Frauen sich in den Mund, unser Delphin-Dildo ging weg wie ein warmes Würstchen. Die Stadt mutiert zum Sündenpfuhl, und wir, bloß ohnmächtige ChronistInnen dieser bedenklichen Entwicklungen, neigen resigniert unsere Häupter ob soviel Laster. Aber, wenn der Standort Deutschland sich in einen triebgesteuerten Freizeitpark verwandeln will, dann hau'n wir einfach ab ins keusche Algerien, geistig, unter der Führung des Auslandskorrespondenten Samuel Schirmbeck (Schauburg, samstags 11h), Radio Bremens „Sommergast“. Zur Speerspitze der Erosbewegung lassen wir uns nicht machen, gehen nicht am Samstag ab 14 Uhr ins Tivoli, bewundern nicht zwischen blitzendem Chrom gepiercte und tätowierte Menschen. Angeregt von so viel visueller Stimulation würden nur unnötige Hormone hektisch durch den Leib wabern und rufen: „Ich auch“. Wir widerstehen auch einem Abend im „Sexy House Club I“, wo die DJs Double K, RedTab und GroJ.M im Frauenkirchhof einen Tanzabend unter dem Motto „Käufliche Liebe“veranstalten.

Stattdessen werfen wir 'nen relaxten Blick auf die beliebte Serie „Die schönsten Bahnstrecken Europas“, die sind gerade und aus Eisen. Eis holen wir uns in der Stadt. Das Schokoeis lassen wir uns beim „Bremer Sommer“mit Funk untermalen, zum scharfen Gulasch gibts vielleicht ein scharfes Kabarett.

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