: „Keine neue City Süd“
■ Im Interview: HHLA-Chef Peter Dietrich über tote Spatzen, Hafen-City, Geld und Altenwerder
taz: Stadtentwickler und Architekten bezweifelten vorige Woche, daß die Hafen-City Altenwerder finanzieren könnte. Sie konterten: „Wenn der Himmel einstürzt, sind alle Spatzen tot.“Basiert die Finanzierung der Hafenerweiterung auf Glaube und Hoffnung?
Peter Dietrich: Wenn man über einen Zeitraum von 30 bis 60 Jahren redet – und das tun wir ja bei der Entstehung der Hafen-City – kann es unvorhersehbare Ereignisse geben. Niemand weiß, wie sich Preise, Bedarfe und Kosten entwickeln werden. Jeder, der heute behauptet, er könne die Erlöse aus der Hafen-City auf Heller und Pfennig vorhersagen, ist unseriös.
Trotzdem konnten Sie dem Senat eine Modellrechnung vorlegen, die behauptet, Altenwerder sei sehr wohl durch die Hafen-City finanzierbar. Wollen Sie nicht auch uns davon überzeugen?
Die Hafen-City wird sich zu einer der dynamischsten und attraktivsten Innenstädte Deutschlands entwickeln. Die Lage am Wasser steigert ihren Wert. Bei nüchterner Einschätzung können erhebliche Überschüsse erwirtschaftet werden. Sollten sie nicht ausreichen, dann müßte Altenwerder teilweise anderweitig finanziert werden.
Angesichts der miserablen Haushaltslage wird den Finanzsenator das wenig begeistern.
Wenn die Stadt nicht in die Zukunft investiert, wird sie noch ärmer. Ich kann mir aber auch keine Geschäftsführung der GHS vorstellen, die sich bei Flächenverkäufen nur an höchstmöglichen Grundstückspreisen orientiert. Eine Monostruktur a la City Süd wäre mit mir nicht zu machen.
Welche Nutzung stellen Sie sich denn für die Hafen-City vor?
Ein Verhältnis Wohn- zu Gewerbeflächen zwischen 30 : 70 und 70 : 30, wie im Planungs-Gutachten zur Hafen-City dargestellt.
Architekten aus München, Frankfurt und selbst die Bauherrn von der Kehrwiederspitze klagen über extrem hohe Baukosten im Hafen. Ein Hindernis für Investoren?
Die hohen Kosten an der Kehrwiederspitze müssen kein Maßstab sein. Die haben auch etwas mit exzessiven und hamburgspezifischen Auflagen zu tun. Bei der Hafen-City werden wir kostengünstiger bauen und dafür sorgen müssen, daß sich Investoren nicht bestraft fühlen. Das planerische Gutachten von Professor Marg zur Hafen-City zeigt hier mit dem Verzicht auf Hochhäuser auf den Warften sehr intelligente Ansätze. Fragen: hh
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