: Gewaltfrei Gleise demontieren
AKW Krümmel: Die Planungen der norddeutschen Anti-Atom-Initiativen gegen Castor-Transport laufen auf Hochtouren ■ Von Marco Carini
Die Planungen laufen auf Hochtouren. Am Samstag bereiteten in Geesthacht knapp hundert VertreterInnen von Anti-Atom-Initiativen aus ganz Norddeutschland die Blockade und Demontage der Bahnschienen vor, über die die Castor-Transporte des AKW Krümmel abgewickelt werden. Am Hamburger Wahlwochenende, dem 20./21. September, sollen mindestens 5.000 Menschen entlang der zwanzig Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Bergedorf und Krümmel nicht nur demonstrieren.
Bereits am Freitag soll das Übernachtungs-Camp in Sichtweite des Atommeilers aufgebaut werden, der am Aktionswochenende wegen einer Jahresrevision voraussichtlich keine Kerne spalten wird. Zur Auftaktkundgebung am Samstag um 12 Uhr in Geesthacht werden ein Traktor-Konvoi aus Lüchow-Dannenberg und einE VertreterIn der Anti-Atombewegung aus dem britischen Wiederaufarbeitungs-Standort Sellafield erwartet.
Danach soll es erste Aktionen an drei Punkten der Gleisstrecke geben. Zahlreiche Diskussions- und Infoveranstaltungen im Camp sowie ein „gewaltfreies Aktionstraining“werden am Nachmittag stattfinden. Für die Nacht wird mit zahlreichen Aktionen an den Gleisen gerechnet, die am Sonntag vormittag durch eine von der Gruppe „Mal richtig abschalten“angekündigte „Gleisdemontage“ihre Fortsetzung finden sollen.
Auf der Vorbereitungskonferenz wurden Meinungsverschiedenheiten um nicht legale Aktionsformen wie die Beschädigung der Gleise weitgehend ausgeblendet. Ein Teilnehmer rügte, daß „die politische Diskussion über Ziele und Mittel“des Protestes durch „eine technokratische Vorbereitung“des Wochenendes abgelöst wurde. VertreterInnen der Bürgerinitiative Geesthacht weigerten sich, an der Koordination vor Ort teilzunehmen, weil sie „für unabgesprochene Aktionen nicht die Hand ins Feuer legen“wollten.
Im Anschluß an das Vorbereitungs-Meeting wurde der Krümmel-Widerstand schon einmal geprobt. Am Samstag nachmittag demonstrierten Konferenz-Teilnehmer vor dem AKW für die Stillegung des „Leukämie-Reaktors“; gestern errichteten rund zwanzig Mitglieder der Gruppe „Mal richtig abschalten“eine zwei Meter hohe Steinmauer auf dem Gleisanschluß vor dem AKW-Tor. Als die Polizei auftauchte, hatten sich die Hobby-MaurerInnen bereits verflüchtigt.
Weitere Aktionen sind gegen einen unmittelbar bevorstehenden Brennelemente-Transport von Krümmel in die britische Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield geplant. Der Castor-Behälter wurde nach AugenzeugInnen-Berichten bereits am Freitag auf das Kraftwerksgelände gebracht. Obwohl der Transport nach inoffiziellen Informationen für den 25. August geplant ist, gibt es Hinweise aus Polizeikreisen, daß er auf diese Woche vorverlegt wird.
Nähere Informationen: AktivistInnen-Treffen am morgigen Dienstag ab 19 Uhr in der „Werkstatt 3“, Nernstweg, Ottensen
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