Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Alle Sagen: I Love You USA 1996, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Dew Barrymore, Julia Roberts, Tim Roth

Es läßt schon Schlimmes vermuten, wenn Woody Allen im Presseheft schreibt, er wollte „amüsantes, unterhaltsames Konfekt“machen. Dies sei ein „grob gezeichneter Film, fast wie ein Cartoon, mit komischen Charakteren, die größer als im Leben sind“. Es ist immer ein schlechtes Zeichen wenn ein Filmemacher klingt wie seine oberflächlichsten, gefälligsten Kritiken, aber dies ist halt auch ein oberflächlicher, selbstgefälliger Film. Allen entpuppt sich hier als schlimmer Snob, und seine hochgerühmten geographischen Aufbrüche aus dem heimatlichen Manhattan nach Paris und Venedig können kaum als wirkliche Neuanfänge gelten. Allen modelliert beide Städte in Versionen seines eigenen Terrains um, die fast ausschließlich von reichen New Yorkern bewohnt werden. Der oberflächlich europhile Allen war nie so nah zu dem berühmten Cartoon von Saul Steinberg, in dem die Welt nur die rudimentären Ränder von Manhattan bildet. Und bei der Verwendung von Musicalnummern – bei denen die Filmfiguren plötzlich zu singen anfangen, begleitet von Juwelieren, Krankenschwestern, und sogar Phantomen – hat auch Allen keine neue Lösung dabei gefunden, die Erzählung um die Musik herum zu strukturieren: Die Shownummern und ihre angestrengte Heiterkeit erinnern verdächtig an die Werke von Dennis Potter wie „The Singing Detective“oder „Pennies from Heaven“. Wenn man diese abgekupferten Musical-Elemente und das Inseldenken des New Yorker Stadtneurotikers aus dem Film herausnimmt, bleibt nur eine von jenen leichtgewichtigen moralischen Komödien übrig, die die französischen Routiniers für die Hälfte des Geldes und mit viel weniger Brimborium zustandebringen.“(Sight and Sound) Gondel, Casablanca, UT-Kino, Passage

Anaconda USA 1997, R: Luis Llosa, D: Jennifer Lopez, Ice Cube, Jon Voight

„Die Schlange ist mit allerlei Mythen und Legenden belastet, sie genießt nicht gerade den besten Ruf, aber das hat sie nicht verdient: Daß sie als eine Art gelenkige Riesenwurst, bar jeder Persöhnlichkeit, im und am Amazonas aufs dümmste Freund und Feind umringeln und verschlucken muß. Regisseur Luis Llosa erzeugt den Horror im Dschungelgestrüpp hauptsächlich durch gefährlich klingende Musik und hat eigentlich nur einen Trost zu bieten: Den erfreulich zwielichtigen Jon Voight, der als gestandeter Anacondafänger zu einer Gruppe Dokumentarfilmer stößt und ein bißchen Böses auch in ihnen weckt.“(Der Spiegel) UT-Kinocenter

Aus dem Dschungel in den Dschungel USA 1997, R: John Pasquin, D: Tim Allen, Sam Huntington, Martin Short

„Wie „Das Bankentrio“, „Noch drei Männer, noch ein Baby“und „Daddy Cool“basiert auch dieser Film auf einer französischen Erfolgskomödie. Vorlage ist Herve Paluds „Little Indian“, der mit über sieben Millionen Zuschauern der erfolgreichste Film des Jahres 1994 war. Ein Börsenmakler reist in den venezuelanischen Regenwald, um seine Ex-Frau zur Unterzeichnung der Scheidungspapiere zu veranlassen. Im Busch angekommen, macht er die bestürzende Entdeckung, daß er Vater eines 13jährigen Sohnes ist, der alsbald seinen Erzeuger nach New York begleitet. Dort entwickelt sich das übliche Kultur-Crash-Chaos. Ein netter, harmloser Familienspaß, der sich nur durch sein US-Kolorit vom Original unterscheidet.“(Cinema) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

B

Bandits Deutschland 1997, R: Katja von Garnier, D: Nicolette Krebitz, Katja Riemann, Jasmin Tabatabai

„Die Regisseurin des Films, Katja von Garnier, 30, ist ein Hot Spot. Ihren ersten Film „Abgeschminkt“, den sie als eine Art Übung während ihres Studiums an der Münchener Filmhochschule drehte, sahen 1,3 Millionen Kinogänger. Da ist es schwer, sich mit dem zweiten Streich selbst zu übertreffen. „Bandits“ist die Geschichte einer Frauen-Knast-Band auf der Flucht – schneller, bunter, weiblicher als übliche deutsche Kinokost.“(Der Spiegel) City, Schauburg, Casablanca (Ol)

Broken Silence Schweiz 1995, R: Wolfgang Panzer, D: Martin Huber, Ameenah Kaplan

Der Regisseur Wolfgang Panzer schickt einen Kartäusermönch aus seinem schweizer Kloster in die weite Welt hinaus und läßt ihn zusammen mit einer afroamerikanischen Globetrotterin mit Taxi, Bus, Bahn und Schiff durch Indien und Indonesien reisen. Ohne festes Drehbuch fuhren die beiden Schauspieler mit einem kleinen Filmteam die Reiseroute des Films entlang und zusammen entwickelten sie die einzelnen Szenen je nach den Gegebenheiten und ihren Entdeckungen an den einzelnen Drehorten. Alle wirklich guten Roadmovies haben solch einen dokumentarischen Kern: Die Reise wird uns nicht nur vorgespielt, sondern die Schauspieler haben wirklich in engen Bussen gesessen, haben sich den Mund am scharfen indischen Essen verbrannt und wußten nicht, in welchem Bett sie am Abend schlafen würden. Und Panzer ist es gelungen, die Einsichten in das Seelenleben des weltfremden Mönches und der weltgewandten jungen Frau genauso authentisch und aufregend auf die Leinwand zu bringen wie die javanesichen Vulkanlandschaften und die indischen Flußfahrten. (hip) Cinema

C

Chasing Amy USA 1996, R: Kevin Smith, D: Ben Affleck, Joey Lauren Adams

„Eigentlich wäre diese Geschichte der ideale Stoff für Talkshows wie „Arabella“: Junger, erfolgreicher Comiczeichner verliebt sich in junge, bildhübsche Comiczeichnerin. Nur daß Holden Hetero und Alyssa eine überzeugte Lesbe ist, was die Sache ein wenig erschwert. Doch trotz der Warnungen seines besten Freundes und Co-Zeichners Banky versucht Holden, bei Alyssa zu landen. Und tatsächlich entwickelt sich eine Freundschaft. Nach der großartigen Kioskfarce „Clerks“und der weithin unterschätzten Teenieklamotte „Mall Rats“unterstreicht Regisseur Kevin Smith mit „Chasing Amy“seine Bedeutung als Filmemacher der kommenden Generation. Andere hätten aus dieser Konfliktkonstellation ein wahlweise furchtbar kitschiges oder nervig gesellschaftskritisches Werk gestrickt. Doch Smith beweist einmal mehr, daß er sich in verqueren Liebesdingen genauso gut auskennt wie in den oft abstrusen Fanzirkeln der Comicwelt. Für „Clerks“- und Comicfans – egal ob Homo oder Hetero – könnte „Chasing Amy“zum ultimativen „Date-Movie“werden.“(Volker Bleeck) UFA-Stern, Passage

Con Air USA 1997, R: Simon West, D: Nicolas Cage, John Malkovich

„Wer mitfliegt, zurre Sicherheitsgurt und Kotztüte fest, denn die neue machomanische Flugnummer von Produzent Jerry Bruckheimer („Top Gun“, „The Rock“) und Regisseur Simon West stürzt mit allen pyrotechnischen Schikanen ins cinematische Sommerloch. Selbst die Crew aus glanzvollen Charakterdarstellern hebt den Luftheuler kaum in höhere Schichten: Die Knackis Nicolas Cage, John Malkovich, Ving Rhames und Steve Buscemi gehören zu einer gefährlichen Flugschar, die in eine neue Hochsicherheitsanstalt verlegt werden soll. Die schweren Jungs entführen das fliegende Knastzimmer, und die Action-Apotheosen tosen. Ein, zwei Frauen sind auch an Bord, sie bringen, dramaturgisch nötig, das Element des Weiblichen ein – hormonell gesehen, reichen die häufigen Explosionen völlig.“(Der Spiegel) Ufa-Stern

Curdled USA 1996, R: Reb Braddock, D: William Baldwin, Angela Jones

„Eine junge Frau mit obsessivem Interesse an Mord und Tod arbeitet in Miami als Reinigungsspezialistin für Bluttatorte, bis sie dort auf einen sadistischen Serienkiller trifft. Der exzentrische Charme dieser skurrilen Moritat geht vor allem von der Musik und den vorzüglichen Darstellern aus. Der Soundtrack wird getragen vom beschwingten Rhythmus der Cumbis, einer aus Kolumbien stammenden Tanzmusik, die zusammen mit der munteren Natur der Hauptfigur einen reizvollen Kontrast zum makaberen Geschehen darstellt.“(tip) Filmstudio

E

Eine Nacht in Casablanca USA 1946, R: Archei L. Majo, D: The Marx Brothers

„Der vorletzte Film der Marx Brothers hat (wie alle anderen auch) eine eher grauenhafte Story, die aber auf fast beispielhafte Weise Raum schafft für die phantastischen Nummern der drei Brüder: Für eine grandios alberne Fechtszene Harpos mit einem Nazi aus der schlagenden Heidelberger Schule, für eine virtouse Klaviereinlage Chicos, für Grouchos Balz-Versuche gegenüber einem deutschen Vamp, bei denen er schließlich so oft die Zimmer wechseln muß, daß ihm alles vergeht, und vor allem – die beiden Szenen gehören zu den besten der Marx-Brothers überhaupt – für jenen Versuch Harpos, Chico mit Pfiff und Pantomime ein Mordkomplott mitzuteilen. Mit den gleichen Mitteln übrigens hat Groucho Marx auch über die Warner Brothers gesiegt, die gegen die vermeintliche Parodie ihrer Produktion „Casablanca“schon wegen eines Titel-Plagiats gerichtliche Schritte angekündigt hatten: „Sie behaupten, Casablanca gehöre Ihnen und niemand könne diesen Namen ohne ihre Erlaubnis benutzen. Wie ist es dann mit „Warner Brothers“? Sie haben vielleicht das Recht, den Namen Warner zu führen, aber wie steht es mit „Brothers“? Berufsmäßig waren wir Brüder, lange bevor Sie es waren."“(H.G. Plaum) Kino am Stadtwald - open-Air im Haus am Walde

Ein Mann, ein Mord USA 1997, R: George Armitage, D: John Cusack, Dan Aykroyd, Minnie Driver

„Psychopathen töten ohne Grund, ich töte für Geld! Martin Blank hat es in bald zehn Jahren als Auftragskiller weit gebracht, und doch fragt er sich, ob das alles ist im Leben. Ärger macht ihm auch sein einstiger Förderer Mr. Grocer, der ihn unbedingt zur Gründung einer Killergewerkschaft überreden will. In einer mißlichen Lage wie dieser kommt das zehnjährige Highschool-Treffen in Grosse Pointe, Michigan gerade recht. Dort trifft Martin seine Jugendliebe wieder, doch gerade als der Killer über ein neues Leben nachdenkt, wird ihm mitgeteilt, wer als neues Opfer auf seine Abschußliste gesetzt wurde. Regieveteran George Armitage („Miami Blues“) ist eine der seltsamsten, erfrischensten und witzigsten Killerkomödien der letzten Zeit gelungen. Wer's makaber mag, hat seine Freude.“(TV-Spielfilm) UT-Kinocenter

Der englische Patient USA 1996, R: Anthony Minghella, D: Ralph Fiennes, Kristin Scott Thomas, Juliette Binoche, Willem Dafoe, Jürgen Prochnow

Der Autor Michael Ondatje hat eine Unzahl von Geschichten in seinen Roman gewoben. „Die Geschichte der internationalen Sahara-Expedition in den dreißiger Jahren. Die Geschichte des Minensuchkorps der Britischen Armeee. Die Geschichte eines Sikhs in Europa. Die Tragödie einer Liebe.“Anthony Minghellas Verfilmung „schleppt sich eine gute Stunde so dahin. Toskanische Stille, Zweiergespräche, Dreiergespräche, dazwischen Rückblenden. Ein Wüstencamp, ein Sandsturm. Man ahnt nicht, was die Figuren treibt, was ihre Schicksale zusammenhält, doch der Film erzählt immer weiter: und dann, und dann... Dann geschieht das Unerwartete: das Wunder.“Denn „irgendwann kommt der Moment, in dem man aufhört, an das Buch zu denken, und nur noch zuschaut. „Der englische Patient“ist nichts als ein großer, ruhiger, altmodischer Liebesfilm. Von allen Geschichten, die in Ondaatjes Roman vorkommen, erzählt er nur eine einzige. Aber dieser einen verleiht er allen Zauber, den das Kino geben kann.“(Andreas Kilb, Die Zeit) Atelier, Gondel, Solitaire

F

Fire Canada 1996, R: Deepa Metha, D: Shabana Azmi, Nadita Das

„In eine schrecklich nette Familie hat die junge Sita da eingeheiratet: Ihr Angetrauter träumt von seiner Geliebten, Schwager und Schwägerin leben im sexlosen Ehemartyrium. Diese Attacke auf die indische Bourgeoisie hat die Filmemacherin Deeppa Metha („Camilla“) mit so grimmiger Verve gedreht, daß ihr dabei die Leichtigkeit abhanden kam: Die Dialoge scheppern wie im Handbuch der Political Correctness. Aus der patriarchischen Misere läßt Metha Sita und die Schwägerin in eine lesbische Affäre entfleuchen – und unterstellt dadurch, politisch erstaunlich unkorrekt, daß Lesben eigentlich frustrierte Hetera-Frauen sind.“(Der Spiegel) Atlantis

First Strike Hongkong 1996, R: Stanley Tong, D: Jackie Chan, Jackson Lou, Chen Chun Wu

„Hongkong-Cop Jackie muß sich diesmal im CIA-Auftrag mit der russischen Mafia herumschlagen. Handlung und Charakterzeichnung wirken rudimentär und dienen der Präsentation spektakulärer Action-Szenen. Die sind teilweise vom Feinsten, wie zum Beispiel der großartig choreografierte Kung-Fu-Fight des nur mit Besen und Leiter bewaffneten Helden gegen eine Übermacht knüppelschwingender Gegner.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos

Fools rush in – Herz über Kopf USA 1997, R: Andy Tennant, D: Matthew Perry, Salam Hayek

„Ein One-Night-Stand, eine Schwangerschaft, eine Blitzheirat in einer Kapelle in Las Vegas. Andere lernen sich kennen, bevor sie sich kriegen, in dieser frischen kleinen Komödie geht's genau anders herum. Alex ist ein gutbetuchter Ingenieur mit Bauauftrag in Las Vegas, Isabel hat gerade genug Geld für die Fotoausrüstung zusammengekratzt, mit der sie einen Bildband über die Schönheit der Wüste machen will. Seine reiche Familie versprüht den Charme von Kühltruhen, sie stammt aus einem lauten, fröhlichen Mexikaner-Clan. Was es heißt, wenn die Liebe des Lebens die bisher so geliebte Lebensweise auf den Kopf stellt, spielen Matthew Perry und Salma Hayek mit so viel spontaner Frische vor, daß man die gegensätzlichen Chaoten Alex und Isabel gleichermaßen gern haben muß. Und Regisseur Andy Tennant verabreicht der schlauen Love-Story viel Tempo - und genau die richtige Mischung aus Herz, Kopf und treffsicherer Komik.“(TV-Spielfilm) UFA-Stern, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos

Friedrich und der verzauberte Einbrecher Deutschland 1996, R: Rolf Losansky, D: Friedrich Lindner, Günther Lamprecht

„Friedrich ist ein außergewöhnlich unkompliziertes Kind. Seine alleinstehende Mutter kann sich ohne Probleme ihrer Arbeit widmen und stellt zudem einen Einbrecher mit einem Regenschirm. Der Kleinkriminelle wiederum mutiert zur Leseratte und macht während seiner Haftzeit das Gefängnis zu einem einzigen großen Lesesaal. Mit diesem modernen Märchen huldigt der Regisseur Losansky dem Friede-Freude-Eierkuchen-Genre. Die Allerkleinsten werden es jedoch gut verdauen können.“(tip) Gondel

Das fünfte Element Frankreich 1997, R: Luc Besson, D: Bruce Willis, Gary Oldman, Ian Holm

„Wie das absolut Böse aussieht, wissen wir nicht. Nur einmal können wir seine Stimme hören. Jedenfalls bedroht es als riesige Feuerkugel die Erde. Das Böse hat einen fiesen Handlanger (Gary Oldman) auf Erden, dem sein Hitlerbärtchen an der Unterlippe klebt. Die Guten sind ein New Yorker Taxifahrer und das fünfte Element. Das ist – logisch – eine Frau. Sie kommt von einem fremden Planeten. Die Außerirdischen in diesem Film sind das Rührendste, was seit E.T. auf der Leinwand zu sehen war. Sie sehen aus wie Rhinozerosse, die aufrecht gehen. Besson hat sich keine Zukunft ausgedacht, er hat einfach die Gegenwart ein wenig weiter getrieben. Zwar können die Autos jetzt durch die Luft fahren, aber Verkehrsprobleme gibt es immer noch. Genau wie Zigaretten – nur daß die jetzt mehr Filter als Nikotin haben. Bessons Film ist ein Märchen, einem Indiana-Jones-Film ähnlicher als Tim Burtons zynischem „Mars Attacks“. Selbst Bruce Willis macht hier eine gute Figur.“(taz) Schauburg

G

Gridlock'd – Voll drauf USA 1996, R: Vondie Curtis Hall, D: Tim Roth, Tupac Shakur

„Auf einer Bank im Detroiter Krankenhaus lümmeln zwei Junkies, ihre Freundin liegt im Drogenkoma. Der Schreck darüber sitzt tief, Spoon (Rapper Tupac Shakur, kurz nach Drehschluß erschossen) und Stretch (Tim Roth) beschließen, sich dem öffentlichen Entziehungsprogramm anzuvertrauen. Das aber ist ähnlich unerreichbar wie Kafkas Schloß und so betrachtet das bürokratiegeschädigte Publikum voller Anteilnahme die beiden tapferen Drogisten, die nicht nur einer gesteßten Obrigkeit, sondern auch Killer-Dealern in die Quere kommen. Vondie Curtis Halls Regiedebüt ist so lebendig und wahnwitzig wie seine Helden, die nie, trotz mieser Realität, in Selbstmitleid ersticken.“(Der Spiegel) Schauburg

H

Hugo, das Dschungeltier Dänemark 1993, R: Flemming Quist Möller

Zeichentrickfilm über die Dschungeljagd nach Hugo, dem seltensten Tier der Welt, das wie eine Mischung aus Äffchen und Eichhörnchen aussieht. Der putzige Held wird aus seinem Urwald-Paradies herausgerissen, entkommt dem Multimilionär Conrad und landet schließlich doch im Zoo von Kopenhagen. UFA-Palast

I

In Love and War USA 1996, R: Richard Attenborough, D: Sandra Bullock, Chris O'Donnell

„Richard Attenborough will nicht nur der Geschichte zeigen, was – ha! – eine richtige Harke ist, sondern auch der Literatur. 1918 zog Ernest Hemingway, gerade 18jährig, als Kriegsberichterstatter nach Italien. Er wurde schwer verletzt und verliebte sich in seine 26jährige Krankenschwester, auf deren Tagebüchern der Film beruht. „In Love and War“ist für mich das Schlimmste, was es überhaupt gibt, nämlich ein sogenannter „Ein-bißchen-Film“. Es herrscht ein bißchen Krieg, aber nicht zu doll, damit das Publikum nicht erschrickt, und manchmal ist jemand ein bißchen tot. Alles ist Dekor, nur Chris O'Donnells exorbitante Dämlichkeit als Schauspieler leider nicht. Als Hemingway ist er so geeignet wie ich es an Liz Taylors Stelle als Cleopatra gewesen wäre. Schade nur um Sandra Bullock, die mit ihrer Ernsthaftigkeit jedem noch so schlechten Film ein wenig Wärme einhauchen kann.“(Anke Westphal, taz) UFA-Palast, UT-Kinocenter

In Sachen Liebe USA 1997, R: Griffin Dunne, D: Meg Ryan, Matthew Broderick

„Stellen Sie sich vor, Sie wären Regisseur. Wen würden Sie als deftige Mischung aus dem Rüpel-Mädel Tank Girl und der Hobel-Braut Barb Wire besetzen? Griffin Dunne, selbst Schauspieler, dachte für „In Sachen Liebe“um die Ecke. Er engagierte – nein! ja! – Kullerauge Meg Ryan. Eine kluge Entscheidung. Denn als Maggie, die ihren französischen Ex-Verlobten Anton zugrunde richtet, gibt Meg einen teuflisch bösen Rachengel ab. Zur Seite steht ihr herrlich naiv Matthew Broderick, dessen EX-Verlobte mit eben jenem Anton zusammenlebt. Daß bei dieser platonischen Interessengemeinschaft Liebesversehrter irgendwann die Gefühle purzelbaumschlagen, ist klar. Denn seit „Harry und Sally“wissen wir: Männer und Frauen können auf Dauer nicht nur Freunde sein. Was „In Sachen Liebe“sehenswert macht? Daß Griffin Dunne das Kunststück vollbracht hat, eine Liebeskomödie zu drehen, die hundsgemein ist. Und weil sie zeigt, daß uns enttäuschte Gefühle in grandiose Arschlöcher verwandeln.“(Cinema) City, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Apollo (Whv)

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann - genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Muwi-Filmkunst (Ol), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

K

Karlsson auf dem Dach Schweden 1975, R: Olle Hellbom, D: Lars Söderdahl

„Aus der Einsamkeit „erfindet“ein kleiner Junge einen fliegenden Freund, der so lange sein Spielgefährte bleibt, bis seine Eltern ihm einen Hund schenken und so einen seiner sehnlichsten Wünsche erfüllen. Trotz gewisser Unstimmigkeiten in der Logik eine schon ab 6 Jahren sehenswerte Astrid-Lindgren-Verfilmung.“(Lexikon des internationalen Films) Atlantis

Knockin' On Heaven's Door Deutschland 1997, R: Thomas John, D: Till Schweiger, Jan Josef Liefers

„Auch Lausbuben kommen manchmal in den Himmel; das Sterbenmüssen ist offenbar Strafe genug dafür, wie sie über die Stränge schlugen. Hier geht es also um zwei junge Kerle, die sich als ,Abnippel-Experten' verstehen dürfen: Jeder für sich hat soeben im Krankenhaus die Diagnose erhalten, daß sein letztes Stündlein nahe bevorstehe; doch da sie sich beide zu munter zur Verzweiflung fühlen, fassen sie gemeinsam Mut zu einem letzten Ausbruch ins nie gelebte Leben. Weithin, zugegeben, ist diese Actionkomödie ein recht kumpelhaftes Abenteuer, bei dem viele freundliche Frauen immer nur kurz hereinschauen. Doch eben diese Frauenferne bewahrt den Helden ihre Unschuld: Lausbuben sind und bleiben sie und also unwiderstehlich. Wer will schon beim Sterben der erste sein? Aber so heiteren Herzens sieht man Kinohelden nicht alle Tage zum Himmel fahren.“(Der Spiegel) UFA-Stern

Kolya Tschechien/Großbritannien 1996, R: Jan Sverak, D: Zdenek Sverak, Andrej Chalimon

„Garantiert überlegen in Hollywood schon etliche Produzenten fieberhaft, welchen ergrauten Superstar – Robert Redford? Jack Nicholson? – sie für ein Remake von „Kolya“begeistern könnten. Gefragt, worum es in der oscar-prämierten Tragikomödie aus Tschechien eigentlich geht, würden sie dann vermutlich im typisch knappen Hollywood-Jargon antworten: „Green Card“meets „Kramer gegen Kramer“. Der wegen politischer Mißliebigkeit kaltgestellte Prager Cellist Frantisek läßt sich auf eine Scheinehe mit einer Russin ein. Als seine Gatin in die BRD rübermacht, hat der Kinderhasser und notorische Casanova plötzlich ihren fünfjährigen Sohn Kolya am Hals. Die Tränendrüse wird nicht strapaziert, dennoch trifft der Film mitten ins Herz. Ohne billige Effekte und mit viel Humor. Ein echtes Juwel.“(Cinema) Schauburg, Casablanca (Ol)

L

Das Leben ist eine Baustelle Deutschland 1996, R: Wolfgang Becker, D: Jürgen Vogel, Christiane Paul

„Der eine hat schon mal bessere Zeiten gesehen, dem anderen sind noch nicht einmal die guten Zeiten begegnet. Buddy und Jan werden durch die kreisenden Bewegungen zusammengeführt, die die Menschen in der Stadt durchquirlen. Aus lauter kleinen Beobachtungen, mit Einschüssen von Witz und Horror, die das Leben ja auch bereithält, setzt sich Beckers Kaleidoskop einer Großstadt zusammen, das nicht ganz dem Lackbild der offiziellen Fremdenverkehrswerbung entspricht. Mit einem unaufdringlich eindrucksvollen Jürgen Vogel ist Becker ein aktueller Zeitfilm mit Witz und Wahrhaftigkeit gelungen. Und mit ein paar Bildern vom Buddelplatz Berlin, die haften bleiben: Juten Morjen, Tristesse!“(Berliner Morgenpost) Kino 46

Lost World USA 1997, R: Steven Spielberg, D: Jeff Goldblum, Julianne Moore, Arliss Howard

Kurzkritik siehe bei „Vergessene Welt“

M

Marvins Room USA 1996, R: Jery Zaks, D: Meryl Streep, Leonardo DiCaprio, Dianne Keaton, Robert De Niro / Originalfassung ohne Untertitel

„Was auch immer Sie sonst über dieses aus dem Herzen gefühlte Drama denken, man kann nicht verleugnen, daß es ein schweres Pillen-Bombardement ist. Fast jeder in diesem Film scheint krank zu sein, aber er gehört trotzdem zu der Gattung, in der die Menschen am meisten Hilfe brauchen, die einen heilen Körper, aber eine gepeinigte Seele haben. Zaks Film wirkt wie ein Stück besseres Fernsehdrama. Es ist ein Heilungs- und Vergebungspaket, und das eine Element, das es so massiv und starr erscheinen läßt, ist die schwergewichtige Besetzung. Wenn man Robert De Niro dazu bewegen kann, dem verwirrten Mediziner Dr. Wally einen komischen Dreh zu geben, kann man zumindest die Illusion von Substanz garantieren. Tatsächlich gibt es hier solch eine große Dosis von Schauspielerei, die aus jeder Ecke herunterregnet, daß ich den leichten Impuls verspürte, davor in Deckung zu gehen. Keaton und Streep sind bewährte Opponentinnen, und sie spielen hier über fünf Sätze: Streep spult mit stählernem Herzen und kettenrauchend eine ihrer Spezialnummern als Allerweltsperson ab, und Keatons Verkörperung des sackenden mittleren Lebensabschnitts fehlen das Makeup, die Eitelkeit und all die traditionellen Verschönerungen einer Hauptrolle. Sie ist so selbstlos, daß man kaum noch weiß, wo man hinsehen soll.“(The New Yorker) Ufa-Palast

Mikrokosmos Frankreich/Schweiz/Italien 1995, R: Claude Nuridsany, Marie Perennou

„15 Jahre Vorbereitung, drei Jahre Drehzeit, sechs Monate Schneiden von 80 Kilometer Filmmaterial haben sich gelohnt: „Mikrokosmos“entführt in eine Zauberwelt voller Metamorphosen, in der Wespen über das Wasser laufen und Mücken wie Wassernymphen im Mondlicht schwirren. Im Mittelpunkt der Naturdokumentation des französischen Forscherteams stehen die Insektenbewohner einer Wiese. Mit Hilfe von speziellen Kameras gelangen den Forschern ungewöhnliche Aufnahmen, beispielsweise von der Argyronet-Wasserspinne, die ihre Beute in einer selbstgeschaffenen Luftblase verspeist. Mit seinen phantastischen Bildern, den hinreißend schönen Landschafts- und Himmelseinstellungen dürfte „Mikrokosmos“auch im Kino sein Publikum finden.“(Silke Schütze) Kino 46

N

Nirvana Italien/ Frankreich 1997, R: Gabrielle Salvatores, D: Christopher Lambert, Diego Abatantouno

„Die Zukunft ist ein Spiel, prophezeit der Untertitel zu „Nirvana“, mit dem sich Gabrielle Salvatores fünf Jahre nach dem Oscar-Gewinn von „Mediterraneo“wieder in den deutschen Kinos zurückmeldet. Doch in der Gegenwart erweist sich seine futuristische Reflexion über die Entmenschlichung der realen und Humanisierung der virtuellen Realität als nur mäßig unterhaltsames Vergnügen, dem es zwar nicht an Ambition und Taktik, wohl aber am Spielerischen mangelt. Einflüsse asiatischer Religionen sind unübersehbar, wie auch die literarischen Entwürfe William Gibons oder cineastische Vorbilder wie „Blade Runner“, der verwandte Fragen humaner und moralischer Natur spannender und tiefgründiger diskutierte. Auch in Atmosphäre und Ausstattung zeigt sich „Nirvana“von Ridley Scotts Klassiker inspiriert, muß sich aber aufgrund sichtbarer Budgetgrenzen in den Bildausschnitten auf die kleine Lösung beschränken.“(Blickpunkt:Film) Ufa-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

O

Obsession Deutschland/Frankreich/Großbritannien 1996, R: Peter Sehr, D: Heike Makatsch, Charles Berling, Daniel Craig

Lauter sympathische und interessante Menschen stellt uns Peter Sehr in seiner Berliner Version von „Jules & Jim“vor: Sein Jules ist der weiße Afrikaner John, der glaubt, auf einem verlorenen Stück Film das Geheimniss seiner Familie zu finden, sein Jim ist ein französischer Wissenschaftler, der an pochenden Herzen nach dem Geheimnis des Lebens sucht. Und Heike Makatsch spielt eine forsche Trompeterin zwischen den beiden so offenherzig und natürlich, daß man ihnen eine Zeitlang gerne in die Untiefen einer Dreiecksgeschichte folgt. Zudem gibt es noch ein schön gezeichnetes Brüderpaar von deutschen Juden, die rührend-komische bewegliche Puppen konstruieren und wie guten Engel über die Liebenden wachen. Auch aus den Drehorten Berlin, Paris und einer französischen Provinsstadt holt Sehr so viele schöne Bilder wie möglich heraus, und doch geht dem 114 Minuten langen Film leider etwa zur Hälfte die Luft aus. So lange Sehr ihn mysteriös-poetisch schweben läßt, solange man nicht so richtig weiß, was hier überhaupt erzählt wird, folgt man dem Regiseur gespannt und willig. Aber die Lovestory wird dann leider so konventionell und langatmig vor uns ausgebreitet, daß die schönen Regie-Ideen immer wirkungsloser verpuffen. Nach etwa einer Stunde entwickeln sich die Charaktere kaum noch, Heike ist mal mit dem und dann wieder mit dem zusammen, und das offene Ende ist nur deshalb nicht enttäuschend, weil es uns eh nicht mehr interessiert, ob ihr Leben nun mit britischem oder französischem Akzent weitergeht. (hip) Schauburg, City, Casablanca (Ol)

P

Prinz Eisenherz Deutschland/Großbritannien/Irland 1997, R: Anthony Hickox, D: Stephen Moyer, Katherine Heigl, Udo Kier

„Vom Knappen am Hofe König Arthurs zum Herrscher von Thule: Der erste „Prince Valiant“-Comic aus dem Jahre 1937 ist längst Legende. An diese überlebensgroße Vorlage hat sich Produzent Bernd Eichinger gewagt. Mit vergleichsweise bescheidenem Aufwand ließ er ausgerechnet den nur aus Videotheken bekannten Horrortrash-Spzialisten Anthony Hicko die Geschichte nachempfinden. Sein Film setzt sich immer wieder die Zeichnungen aus Hal Fosters Original als Maßstab und blendet von ihnen in die Realszenen über. Dieses heikle Vorhaben gelingt, der „Look“stimmt. Trockener Dialog-Humor und ein pausenlos dröhnender Soundtrack tragen dazu bei, der Handlung ihren pathetisch-mystischen Ernst zu nehmen und damit den naheliegenden Vergleich mit viel teureren Hollywood-Spektakeln zu unterlaufen.“(Kultur!news) Ufa-Stern

R

Romy & Michelle USA 1997, R: David Mirkin, D: Mira Sorvino, Lisa Kudrow

„Daß Blondienen doch bevorzugt sind und nichts über eine beste Freundin geht, zeigt Regisseur David Mirkin: die aphrodisische Mira Sorvino und die nicht minder bemittelte Lisa Kudrow spielen zwei schrille Strohköpfe, die seit der Schulzeit mehr durch dünn als dick stolpern. Nun droht ein Klassentreffen, vor dem sie sich wegen peinlichem Mangel an Erfolg im Leben eher fürchten. Doch was nicht ist, kann man ja vortäuschen. Eine Komödie wie die kalifornischen Fummel der beiden: nicht viel dran, aber sehr aufmunternd.“(Der Spiegel) City, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

S

Sin Querer – Zeit der Flamingos Argentinin/Deutschland/Schweiz 1997, R: Ciro Cappallari, D: Daniel Kuzniecka, Angela Molina / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein Schiff wird kommen. Mit dieser simplen und doch so mirakulös klingenden Botschaft taucht ein Ingenieur in einem entlegenen Kaff im unwirtlich schönen Patagonien auf. Um einen Dampfer zu transportieren, soll eine Überlandtrasse gebaut werden. Schnell avancieren der junge Mann und sein Unternehmen zur Projektionsfläche verschiedener Hoffnungen, Erwartungen und Intrigen. „Sin Querer“kreist auf sensible, poetische und lakonische Weise um Mentalitäten und Alltagsrituale der Nachkommen europäischer Einwanderer im äußersten Süden Amerikas – und um ihr spannungsgeladenes Verhältnis zu den indianischen Ureinwohnern.“(tip) Cinema

Speed 2 USA 1997, R: Jan De Bont, D: Sandra Bullock, Jason Patrick, Willem Dafoe

„Wie erfrischend sauste doch in die dröge Kinosaison 1994 „Speed“hinein: Ein Action-Thriller von schnörkelloser Eleganz, klar, scharf, plausibel. Und dazu das ansteckend meckernde Lachen von Sandra Bullock! Die Fortsetzung mag unvermeidlich gewesen sein, doch sie muß ohne den Herzbuben Keanu Reeves auskommen und auch ohne den cleveren Autor Graham Yost. So hat Regisseur Jan De Bont selbst eine neue Story ausgeheckt, die als Super-Bomben-Leger, o je, o je, wieder mal einen größenwahnsinnigen Computerfreak aufbietet und als Schauplatz einen Kreuzfahrtdampfer. Da es von der Höhe der Kommandobrücke bis hinab in die Eingeweide der Maschinerie furchtbar viel herumzuhebeln gibt, kommt bald der Überblick abhanden. Verlaß ist allein auf das diabolische Zähneblecken des Starschurken Willem Dafoe und natürlich auf Sandra Bullocks vergnügtes Meckern.“(Der Spiegel) City, Ufa-Stern

Susi und Strolch USA 1955, R: Hamilton Luske, Glyde Geronimi, Wilfried Jackson

„Eine verwöhnte Cockerdame verliebt sich in einen sympathischen Straßenköter, Gefühl- und humorvolle Hundeabenteuer in einem Zeichentrickfilm Walt Disneys, der den Tieren rein menschliche Eigenschaften und Reaktionen unterstellt. Liebenswürdige Unterhaltung für Jung und Alt.“(Lexikon d. Intern. Films) UT-Kinocenter, Schauburg

T

Tieta do Brasil Brasilien 1996, R: Carlos Diegues, D: Sonia Braga

„Auch in Bahia ist nicht alle Tage Karneval, doch die Lebenslust reicht für einen saftigen Sommerfilm. Dieser hier, nach einem Roman des beliebten Volksautors Jorge Amado, erzählt von der schönen Tieta, die vor 26 Jahren als Sünderin aus ihrem Dorf verjagt wurde, nun aber als reiche Witwe mit Jubel empfangen wird. Aber nein, dies ist kein Remake von Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“, den die Heimkehrerin - Sonia Braga, Brasiliens Sexstar im Ruhestand, in einer Prachtrolle - erweist sich als lustige Witwe mit platinblonder Mähne: Nicht rächend, sondern erotisierend hält sie sich an denen schadlos, die sie einst verstießen. Auch das, natürlich, ist eine moralische Geschichte.“(Der Spiegel) Cinema

V

Vergessene Welt USA 1997, R: Steven Spielberg, D: Jeff Goldblum, Julianne Moore, Arliss Howard

„Steven Spielbergs Fortsetzung des Blockbusters „Jurassic Park“von 1993 ist unverkennbar das Produkt eines meisterlichen Handwerkers. Diesmal hat er zudem einen Weg gefunden, auch sich selber zu amüsieren, obwohl er dem Publikum einen Film der Art vorsetzt, der er selber inzwischen offensichtlich entwachsen ist. Auf seiner zweiten Reise in das Land der Dinosaurier verzichtet der Regisseur auf die ehrfurchtvolle Ernsthaftigkeit, die seinen Stil im ersten Film fossilisierten, und ersetzt sie mit flotten Jahrmarktsattraktionen und einem neckenden, selbstironischen Ton. Er spielt mit unserer Begierde danach, von seinen mechanischen Monstern erschreckt zu werden, und manipuliert uns dabei so mühelos, daß wir über die Primitivität unserer Reaktionen zu lachen beginnen. Er arbeitet hier wie ein großartiger Gagman, der frei mit den klassischen Abenteuermotiven spielt (darunter ein „cliffhanger“im wahrsten Sinne des Wortes).“(The New Yorker) Europa, UFA-Palast, UT-Kino, Gloria, Lichtspielhaus, Lindenhof (Wildeshausen), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

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Wilde Kreaturen USA 1996, R: Robert Young, Fred Schepisi, D: John Cleese. Jamie Lee Curtis, Kevin Kline, Michael Palin

„Es gibt wenig zu lachen in „Wilde Kreaturen“, dem chaotischen, freudlosen Nachfolgefilm von „Ein Fisch names Wanda“. Kevin Kline gibt hier gleich zwei schlechte Vorstellungen: Als ein skrupelloser australischer Industiemagnat und sein amoralischer Sohn, der Vizedirektor eines kleinen britischen Zoos wird, den sein Daddy gekauft hat. Als Zoodirektor, der glaubt, er könne den Profit erhöhen, indem er einfach alle zahmen Tiere aus dem Zoo wirft, läßt Cleese seinen Hotelmanager aus der TV-Serie „Fawlty Towers“wieder auferstehen. Die scheinbar ohne jede Führung vom Regisseur agierende Curtis ist eine amerikanische Geschäftsfrau mit dem Auftrag, Cleese auf Trab zu bringen. Die konfuse Geschichte, in deren Mittelpunkt eine Schlacht zwischen knuddeligen Tierhütern und knuddeligen Tieren steht, erinnert an die verstaubten englischen Komödien der 50er Jahre. Die ständigen Witze über Brüste, Fürze und Orgien sind etwa so witzig wie offene Entzündungen.“(The Observer) Ufa-Stern