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Wahn in Dosen?

■ Als Labskaus getarnt: Britisches Rindfleisch kam zurück nach Hamburg

Rinderwahn-Alarm in Hamburg: Teile des unter BSE-Verdacht stehenden Rindfleischs aus Großbritannien, das von einem Hamburger Fleischimporteur mit gefälschten irischen Stempeln in die Bundesrepublik eingeführt worden sein soll, sind offenbar wieder in Hamburg gelandet. Nach Informationen aus dem niedersächsischen Landwirtschaftsministerium hat eine Fleischfabrik in Stuhr bei Bremen vier Tonnen der Ware zu Labskaus verarbeitet. Der Großteil der insgesamt 10.800 Labskaus-Dosen sei an einen Hamburger Händler geliefert worden.

Ob die Ware von dort aus weiterverbracht wurde oder in Hamburger Regalen gelandet ist, vermochte der Staatssekretär des Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, Uwe Bartels, gestern nicht zu sagen. Auch der Name des Hamburger Labskaus-Abnehmers blieb zunächst noch unbekannt.

Nach Auffassung des Ministeriums hätte die Auslieferung der Dosen möglicherweise verhindert werden können, wenn die Hamburger Staatsanwaltschaft schneller geschaltet hätte. Man habe in Hannover aber erst über die Medien von den laufenden Ermittlungen gegen den Hamburger Importeur erfahren.

Die zuständigen Veterinärbehörden seien nicht in das Verfahren einbezogen worden, klagt Götz Anhalt, der Referent für Fleischhygiene des Landwirtschaftsministeriums in Hannover. Die Veterinärämter verfügten vermutlich über bessere Kenntnisse der Betriebe vor Ort als die Zollfahndung und hätten den Ermittlern damit eine große Hilfe sein können.

Auch die hessischen Behörden kritisierten die Nachrichtensperre der Hamburger Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Suche nach dem Rindfleisch. Ein schneller Nachrichtenfluß zwischen den Behörden sei so verhindert worden.

Die Hamburger Staatsanwaltschaft verdächtigt den Fleischhändler Peter G., illegal 616 Tonnen britisches oder nordirisches Rindfleisch importiert zu haben. 116 Tonnen soll er an vier Firmen in Sachsen, Niedersachsen und Bayern verkauft, den großen Rest nach Osteuropa exportiert haben.

Marco Carini

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