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Unterm Strich

Beutekunst mal anders: Eine Informationskampagne zur Rückführung der Marmorfriese des Parthenontempels hat der griechische Kulturminister Evangelos Venizelos auf der Athener Akropolis gestartet. In mehreren Sprachen informiert ein von seinem Ministerium erarbeitetes Faltblatt Akropolisbesucher, warum Griechenland auf die Rückgabe der antiken Schätze besteht, die sich seit Anfang des 19. Jahrhunderts im Besitz des Britischen Museums in London befinden. The story so far: Der britische Lord Thomas Elgin hatte die Friese 1801 mit Erlaubnis der damaligen Besatzungsmacht Türkei nebst manchem anderen ohne großes Aufhebens heim ins Kingdom geschafft. Seither werden sie die „Elgin Marbles“ genannt.

In Berlin wird man (wir kennen das!), was Kultur und deren Förderung anbelangt, immer weniger fordernd. Daß Kultursenator Peter Radunski jetzt doch irgendwie einverstanden ist mit dem Umzug der Berlinischen Galerie in das Postfuhramt an der Oranienstraße, ist für Galeriechef Jörn Merkert bereits ein Anlaß für Luftsprünge. Dabei stammt bloß die simple Zusage von der Stadt, der Rest – Sanierung, Finanzierung, Umzugskosten – ist samt und sonders auf dem Mist der Galerie entstanden bzw. soll dort noch keimen. 20 bis 58 Millionen Mark, besagen unterschiedliche Schätzungen, sollen an die Post für das Fuhramt bezahlt werden, Kosten, die Merkert Sponsoren abluchsen will. Er kenne „von Thomy bis Aldi keine Berührungsängste“, sagte er der Berliner Zeitung. Na hoffentlich schreckt er wenigstens vor Erpresseraktionen zurück!

Hannover schläft nicht, nein, Hannover zieht mit, Hannover wirbt! „Die Innenstadt von Hannover verwandelt sich an diesem Samstag in eine gigantische Open-air- Disco“, animiert dpa in einer Meldung zum Besuch der Stadt, die „besser als ihr Ruf“ ist, wie gebürtige Niedersachsen oder gar Hannoveraner nicht müde werden zu betonen. Mehr als 100.000 Raver werden zur großen Reincarnation Parade, „der größten Techno-Street-Party im norddeutschen Raum“ (dpa), erwartet. Dann aber gleich noch eine News betreffend Hannover! Über den Abschluß der Deutschlandtour von U2 dortselbst heißt es: „Die Mischung aus bewährten Hits und experimentellen Klängen des neuen Albums ,Pop' brachte auf dem künftigen Weltausstellungsgelände mehr als 40.000 Fans in Fahrt“. Nein, es zieht uns doch nichts nach Hannover!

Bonn wirkt neuerdings auch immer verzweifelter. Jetzt wollen drei Kirchenkreise im Großraum Bonn mit ihrem Kulturprojekt „Elia“ auch noch die Grenzen zwischen Kirche und Kunst überwinden. Die Auseinandersetzung mit den biblischen Erzählungen des Propheten über Musik, Literatur und Kunst solle Klischees aufbrechen, sagte Projektinitiator Dietmar Pistorius am Mittwoch in Bonn.

Der deutsche PEN hat in einem Schreiben vom 21.8. erneut gegen das Schicksal des japanischen Autors Norio Nagayama protestiert, der am 1. August nach 28jähriger Gefangenschaft gehenkt wurde. „We are shocked by the fact that a man who, during his long detention, gave ample proof of his positive personal development was denied the right to live“, heißt es in einem Brief von Generalsekretär Johano Strasser an den Justizminister von Japan, Matsuura Isao. Nagayama hatte 1968 als 19jähriger vier Menschen erschossen und war nach japanischem Recht zur Tatzeit noch minderjährig.

Max Goldt erhält in diesem Jahr den Kasseler Literaturpreis (15.000 Ohren) mit der Begründung, er besitze eine „irrlichternde Komik und Detailfreude“. Trotzdem Glückwunsch!

Ein bislang unbekanntes Gemälde von Picasso ist entdeckt worden, und zwar vom Enkel von Miró. Joan Punyet Miró fand die Darstellung eines Stierkampfs zwischen den Seiten eines Buches aus dem Nachlaß seines Großvaters.

Gestorben: Dionys Mascolo, Schriftsteller und langjähriger Lebensgefährte von Marguerite Duras. Mascolo war ein politisch engagierter Schriftsteller, der sich unter anderem gegen den Algerienkrieg wandte und in der Kommunistischen Partei Frankreichs durch seine antistalinistische Haltung für Aufsehen sorgte. Mascolo starb am Mittwoch im Alter von 81 Jahren in einem Pariser Krankenhaus.

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