Hamburger Kino-Tips

So lang ist das noch gar nicht her als Kathmandu in Nepal, Kuta auf Bali und das afghanische Kabul synonym für alternatives Leben standen. Manche Europäer, Amerikaner und Australier kamen nur wegen des guten Dopes, manche wegen der exotischen Umgebung, die meisten aber kamen, weil andere Hippies schon da waren. Am Beispiel von Kabul versuchen die Regisseure Wilma Kiener und Dieter Matzka in Ein Traum von Kabul dem Mechanismus der Hippiebewegung auf die Spur zu kommen. Warum bündelte in den 70er Jahren gerade die afghanische Hauptstadt für über 100.000 Jugendliche so viele Utopien. Heute liegt das verlorene Paradies der Blumenkinder nach jahrelangen Bürgerkriegen in Trümmern und die Hippie-Losung „Make Love not war“wurde gerade in Kabul von der Geschichte verhöhnt. Befragt werden die Protagonisten der Ära wie Donovan, Bommi Baumann, Timothy Leary, Julie Driscoll-Tippett und die Band Embryo. Do, 11. sowie Sa und So, 13. und 14. September, jeweils 20.30 Uhr, B-Movie

In ihrem Dokumentarfilm Verhüllter Reichstag zeigen Wolfram und Jörg-Daniel Hissen die Verpackungskünstler Christo und Jean-Claude bei der Arbeit. Von den Anfängen im Jahr 1971 über den Besuch von Willy Brandt bei der Packfamilie und der Herstellung von 100.000 Quadratmetern Stoff und 15.600 Meter blauen Seils verfolgen sie detailliert die Verhüllung des Reichstags. Dabei sind den Filmemachern ungewohnte Bilder vom Reichstag gelungen – aus der Luft, bei Sonnenuntergang und von Innen. So, 14. September, 11 Uhr, Zeise

 Ein bißchen arg künstlich ist die Athmosphäre von Orfeu Negro schon, aber immer irritierend. Denn Marcel Camus hat den Mythos von Orpheus und Eurydike mit schwarzen Darstellern in den tropischen Karneval von Rio de Janeiro verlegt. Dabei wirft man sich viele bedeutungsschwangere Blicke und manch gewichtiges Wort zu. Toll ist allerdings die Musik von Antonio Carlos Jobim und die Kostüme des brasilianischen Karnevals. Do, 11. bis Mi, 17. September, jeweils 3001, 18 Uhr

In Zusammenarbeit mit der Geschichtswerkstatt St. Georg veranstaltet das Neue Cinema, das ja bisher nicht gerade als Programmkino aufgefallen ist, eine kleine Reihe zum Thema Das Frauenbild im Film der 50er Jahre. Diese Woche wird dazu Die Sünderin auf die Leinwand gehoben. Darin spielt Hildegard Knef eine jungen Frau, die aus gutbürgerlichen Verhältnissen zur Prostituierten wird. Aus Liebe zu einem an Gehirntumor erkrankten Maler verändert sie ihr Leben erneut radikal. Martina umsorgt den Erblindeten hingebungsvoll und erspart ihm seine Qualen, in dem sie ihn vergiftet. Am Ende folgt sie ihm freiwillig in den Tod.

Weil man kurz den Busen der Knef erblicken kann, wurde der erste Nachkriegsfilm von Willy Frost zum größten Skandal des deutschen Films. Demonstrativ stellten die Kirchen nach einer Debatte um Hildes Warze, Euthanasie und Selbstmord ihre Mitarbeit in der „Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“ein. Klar, daß Die Sünderin ein großer Kassen-erfolg wurde. Di, 16. September, 22.30 Uhr, Neues Cinema vom