: Costa 2 muß weiter am Pier rosten
■ Kaufoption verlängert / Schichau übergibt letzte Fähre
Man kommt sich näher. Eine steigende Zahl von amerikanischen und norwegischen Sachverständigen hat Vulkan-Konkursverwalter Jobst Wellensiek auf der Vulkan-Werft gesichtet. Aber der Deal zur Übernahme des halbfertigen Kreuzfahrtschiffs Costa 2 durch die Reederei Norwegian Cruise Lines ist noch immer nicht perfekt. Der Konkursverwalter verlängerte deshalb die Kaufoption bis zum 13. Oktober. „Ich hoffe es wird was“, sagte der Heidelberger Anwalt vorsichtig zur taz.
Immerhin hätten die Norweger ihre Verpflichtung gegenüber der Vulkan-Konkursmasse um 250.000 Mark erhöht: Von den 4,6 Millionen Mark (zehn Prozent des Kaufpreises von 46 Millionen Mark), die Norwegian bereits angezahlt hat, verlallen nun statt bisher 1,75 Millionen zwei Millionen, falls die Reederei ihre Kaufoption nicht wahrnimmt. Zwar gebe es auch andere Interessenten für den Costa-Rumpf, sagte Wellensiek. Diese müsse er aber erstmal vertrösten, um nicht mit konkreten Verhandlungen mit Konkurrenten die Norweger zu verärgern.
Wie es heißt, hat Norwegian bisher die Finanzierung für den Weiterbau der Costa noch nicht gesichert, auch eine Werft ist noch nicht gefunden. Unter den Schiffbauern, die sich Hoffnungen auf den auf mehrere hundert Millionen Mark geschätzten Weiterbau-Auftrag interessieren, ist neben Werften in Italien udn Norwegen auch die Bremerhavener Lloyd-Werft.
Unterdessen hängt das Schicksal der zweiten Großwerft in Bremerhaven, der Schichau-Seebeckwerft (SSW), weiter am seidenen Faden. Gestern wurde der vorerst letzte Schiffsneubau auf den Namen „Salammbo 7“, getauft und an die tunesische Staatsreederei Cotunav übergeben. Die Fähre wird heute Bremerhaven verlassen und soll im westlichen Mittelmeer zwischen Tunis und Marseille, Livorno oder Genua eingesetzt werden. Im Juli hatte SSW das ebenfalls 161 Meter lange Schwesterschiff „Ulysse“an Cotunav übergeben.
SSW-Konkursverwalter Wolfgang van Betteray sagte, die Werft stehe weiter in Verhandlungen um zwei Neubauten, bei denen vier beziehungsweise drei Mitbewerber im Spiel seien. Die Fortführung des Betriebes mit dann noch 650 Mitarbeitern hänge davon ab, ob bis Ende des Jahres ein neuer Auftrag heriengeholt werden könne. Bis dahin wird die Belegschaft in einer neuen Auffanggesellschaft unterkommen, für die das Arbeitsamt kürzlich strukturelles Kurzarbeitergeld bis April genehmigt hatte.
jof
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