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Alternativ Heilen / Kritisches Forum

Die Aufregung war groß, doch die Folgen sind immer noch ungewiß: „Milliarden für Wunderheiler?“ titelte etwa der Spiegel im Mai. Es ging um eine kleine Änderung des § 135 im Sozialgesetzbuch: Bislang regelte er, daß die Kassen neue Heilmethoden nur dann bezahlen müssen, wenn deren Wirksamkeit dem „Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis“ entpreche. Hinzugefügt wurden nun nur die vier Wörter „in der jeweiligen Therapieeinrichtung“. Durch diesen Zusatz könnten die Vertreter von unseriösen medizinischen Außenseitermethoden jetzt ihre Therapieansätze selbst anerkennen, befürchteten die Kritiker. Die Befürworter der Neuregelung hielten dagegen: Auch die Schulmedizin profitiere in nicht geringem Maße von Placeboeffekten – Studien weisen nach, daß die Scheinwirkung bei Medikamenten zwischen 30 und 70 Prozent liege! Außerdem sei der Bereich alternativer Heilverfahren ein weites Feld, zu dem neben obskuren Methoden wie der Bioresonanztherapie oder dem Pendel-Schwingen auch schon lange anerkannte Verfahren wie die Homöopathie gehören. Schließlich zogen fünf Privatpersonen, deren Krankenkassen die Übernahme der Kosten für alternative Heilmethoden abgelehnt hatten, vor das Bundessozialgericht. Doch auch das Urteil von Mitte September brachte keine eindeutige Regelung: Für die Kasseler Richter kommt eine Kostenerstattung zwar auch dann prinzipiell in Betracht, wenn die Wirksamkeit der Methode (wie bei vielen Krankheiten unbekannter Ursache) noch nicht wissenschaftlich exakt nachgewisen ist, aber in den fünf konkreten Fällen lehnten sie eine Kostenübernahme dennoch ab. Auch beim Bundesausschuß für Ärzte und Krankenkassen, der alle Heilmethoden anzuerkennen hat, wartet man noch auf die neuen Verfahrensrichtlinien, die derzeit im Gesundheitsausschuß des Bundestages beraten werden. „Bislang ist nicht mal definiert worden, was der Begriff alternative Therapierichtungen überhaupt bedeutet“, so Paul Reinberger, Geschäftsführer des Bundesausschusses.

Kritisches Forum

Um den Ausverkauf des Sozialstaats aufzuhalten, wurde im Februar 1997 das „Forum für kritische Sozial- und Gesundheitspolitik“ gegründet. „Es ist gesundheitspolitisch unsinnig und sozial ungerecht, Defizite in der Krankenversicherung auf dem Rücken der Kranken auszutragen. Genau dies geschieht durch die Erhöhung der Zuzahlungen für Arzneimittel, Heilverfahren und Zahnersatz, die Kürzung des Krankengeldes und die Streichung krankheitsverhütender Maßnahmen“, heißt es in der Grundsatzerklärung. Das Forum versteht sich als Netzwerk für eine umfassende interdisziplinäre Kommunikation. Ziel ist es, die vielfältigen Fragestellungen aus Sozial- und Gesundheitspolitik miteinander zu verknüpfen und ein sinnvolles Gesamtkonzept zur Lösung der aktuellen sozialstaatlichen Probleme auszuarbeiten. Dazu will das Forum am 15.–16. Mai 1998 einen Sozial- und Gesundheitspolitischen Kongreß veranstalten. Ein bundesweiter Trägerkreis, zu dem neben engagierten Einzelpersonen die Wohlfahrtsverbände, Vertreter politischer Parteien sowie soziale und gesundheitliche Projekte gehören, hat sich bereits gegründet. Weitere Informationen und Teilnahmebedingungen sind über die Forum- Bundesgeschäftsstelle erhältlich: Heresbachstr. 33, 40223 Düsseldorf, Tel.: (0221) 905 3028, Fax: (0221) 905 3029

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